Ich fühlte mich allein. Ich hasste dieses Gefühl. Irgendwie war ich Basaltberg eine Ewigkeit nicht mehr über den Weg gelaufen, was auch immer der Grund dafür sein mochte und meine anderen Freunde waren ebenfalls abwesend oder amüsierten sich mit ihrer Familie oder anderen Freunden. Mein jetzigen Gesprächspartner, Sturmseele, hatte ich freigegeben, damit er sich besser mit seinem Sohn über die verschwundene Mohnwolke austauschen konnte. So fühlte ich mich überall Fehl am Platz.
Trotzdem versuchte ich nicht allzu enttäuscht zu sein, immerhin steckte die Enttäuschung auch noch in meinen Knochen, da meine Brüder bereits vor mir ihre Ernennung zum Krieger hatten, und begann mich zu putzen und mich schließlich etwas auszuruhen. Während ich auf dem angenehm kühlen Waldboden lag, merkte ich aus dem Augenwinkel, wie Dunstflügel in den Heilerbau gebracht wurde, Blut an seinem Pelz klebend. Natürlich wollte ich eigentlich nach ihm sehen, aber so viel Trubel wie im Heilerbau schien, wollte ich nicht zwischen Krallenmonds Pfoten oder sogar Krallen gelangen und zwang mich zur Ruhe.
Um so erfreuter war ich, als endlich eine Katze auf mich zutrat. "Schwarzmaul!" begrüßte ich ihn erfreut und fühlte Vorfreude, auf das Training, welches er ansprach. Ich fühlte mich schrecklich, wenn ich so lange keine Beschäftigung erhielt und mich langweilen musste, da war es mir nur recht meinen Kopf durch erneutes Training freizubekommen. Vielleicht würde ich dann endlich gut genug in den Augen meines Mentors und Froststerns sein, um Kriegerin zu werden. Ich stimmte dem Kater also mit einem energischen Nicken zu, jedoch wurden wir aufgehalten. Bevor wir aufbrechen konnten, ertönte die kräftige Stimme Froststerns, der eine Versammlung einberief. Gespannt lauschte ich seinen Worten und spürte förmlich, wie mein Puls immer mehr Anstieg. 'Bitte! Bitte, lass mich endlich eine Kriegerin werden!' flehte ich innerlich. Alle seine Worte schienen an mir vorbeizurauschen. Es interessiert mich nicht sonderlich, dass er Junge hatte und andere Schüler zu Krieger ernannt wurden, ich wartete nur darauf, dass mein Name endlich genannt werden würde. Und schließlich, als ich die Hoffnung schon fast wieder verloren hatte, viel mein Name! Jeder würde mir nun förmlich ansehen, wie glücklich, wie erleichtert ich war. Ich trat in Richtung Hochstein und scheute nicht davor, meine Stimme laut und deutlich zu erheben, als ich zustimmte, meinem Clan treu zu sein und für ihn zu kämpfen. Dann erhielt ich auch schon meinen Namen: Bernsteinfluss. Mein Pelz kribbelte angenehm, mich juckte es in meinen Pfoten, der ganzen Welt stolz meinen Namen zu verkünden und dass ich nun Kriegerin war. Dazu noch mit einem wunderschönen Namen. Ich wünschte mir, dass Basaltberg nun bei mir war, mich beglückwünschte, doch der erste, der zu mir trat war mein Mentor. "Danke Schwarzmaul. Für alles, was du mich gelehrt hast und die Zeit mit dir." miaute ich, bewusst zurückhaltend, da ich meinen Mentor nicht als den wärmsten Kater kannte, der seine Gefühle offen zeigte. Ich sah ihm hinterher, wie er zu seiner Gefährtin lief, einer ehemaligen DonnerClan Katze und es überraschte mich, wie anders er sich ihr gegenüber verhielt. Dennoch könnte ich ihn nie verurteilen und konzentrierte mich lieber auf die Stimmen der Katzen, die meinen Namen jubelten.
Ich seufzte leise, während ich die anderen lächelnd betrachtete. Wie könnte ich auch nur einen Moment neidisch auf alle gewesen sein, die vor mir ernannt wurden, obwohl wir gleich alt waren. Im Endeffekt war es schön, dass die Anderen glücklich waren, das machte mich auch glücklich. Eigentlich wäre ich wirklich gern zu Dunstflügel gegangen und hätte ihn gefragt, was ihm passiert ist, aber leider ging bereits die Sonne unter und jetzt wo ich es endlich geschafft hatte, Kriegerin zu werden, wollte ich auf keinen Fall meine Nachtwache verpassen oder zu spät mit ihr beginnen, auch wenn ein solches Pflichtbewusstsein nicht immer meine Stärke war. Innerlich hoffend, dass sich doch noch jemand zu mir gesellt, mit dem ich ein paar Worte wechseln kann, setzte ich mich also an den Lagerausgang, bereit für meine Nachtwache.

Obwohl mir etwas missmutig zu Mute war, setzte ich mich bereits aufrecht an den Lagerausgang, um meine Nachtwache bald antreten zu können. Es machte mich in gewissem Maße traurig, dass ich in letzter Zeit so gut wie nie etwas mit meinen Freunden unternehmen konnte. Nie traf ich jemanden an der Zeit für mich hatte, meine Brüder waren in einem anderen Bau und mein Mentor hatte mit seiner Gefährtin alle Hände voll zu tun, genauso wie Sturmseele, der sich um seine Familie sorgte. Weder meine Mutter oder meine Brüder hatten mir bis jetzt gratuliert, nur Schwarzmaul war gekommen. Dunstflügel hätte wohl kaum kommen können, wenn er im Heilerbau lag, aber auch den anderen wollte ich nichts übel nehmen. Sie hatten alle ihre Gründe und ich konnte sie verstehen. Nur um Basaltberg machte ich mir meine Sorgen. Seit seiner Kriegerernennung hatten wir uns nie richtig gesehen und ich wusste nicht ganz warum. Es war nicht seine Art, von mir Abstand zu nehmen, seit ich sein Vertrauen gewonnen hatte, was darauf hindeutete, dass er Probleme hatte, die er nicht mit mir teilen wollte oder konnte und das stimmte mich ein weiteres Stück trauriger, als ich bei meiner Kriegerernennung hätte sein sollen.
Im Großen und Ganzen aber freute ich mich. Ich hatte, wie ich fand, einen schönen Namen erhalten und endlich musste ich mich nicht immer innerlich rechtfertigen, warum meine Brüder schon Krieger waren und ich nicht. Bald könnte ich endlich in den Kriegerbau ziehen und wäre nicht länger getrennt, von den Katzen, deren Nähe ich genoss und so hoffte ich, dass ich mit ihnen wieder mehr Kontakt haben würde. So in meinen Gedanken bemerkte ich meinen besten Freund erst sehr spät, als er vor mir stand. Sein Grinsen wischte meine Zweifel oder leichte Trauer sofort beiseite und ich grinste ihn ebenfalls an. "Danke!" miaute ich ihm glücklich zu, froh, dass er mich anscheinend nicht vergessen noch böse auf mich war. Zwar musste ich belustigt schnurren, als er sich wie so oft, etwas grob an mich drückte, dass ich kurz ins Wanken geriet, aber ich genoss seinen warmes Fell an meinem und nickte schließlich euphorisch. "Wenn es dich nicht stört, dass nur du redest oder wir uns anschweigen gern. Aber wenn du müde bist, geh dich lieber ausruhen." meinte ich und musterte ihn gründlich, um vielleicht Erschöpfung in seinen Augen zu erkennen. Dann warf ich einen Blick zum Himmel und stellte fest, dass ich von nun an wohl Schweigen müsste. Um ehrlich zu sein, hoffte ich, dass Basaltberg nicht zu viel erzählte oder mich anderweitig anregte zu reden, immerhin viel es mir so schon schwer, meinen Mund die gesamte Nacht zu halten.