Irgendwie war ich verdammt froh, dass ich mitten in der Nacht aufgewacht war und so noch halb die Ernennung meiner Freundin mitbekommen hatte. Schon die wenigen Monde, die ich hier war, hatte ich bemerkt, wie oft es Streit in der großen Familie von Rankenpfote gab und konnte nur von Glück reden, dass ich wiedermal im richtigen Moment da war, um an ihrer Seite zu stehen und sie zu unterstützen. Ich wusste, wie giftig sie sein konnte, aber noch mehr wusste ich, wie sie das alles eigentlich verletzte. Und ich war der letzte, der es akzeptieren konnte, wenn meine Freunde verletzt waren. So mischte ich mich erstmal unter die kleine Gruppe an Katzen und versuchte Rankenpfote zu unterstützen.
Auch Feuerblume schien irgendwo helfen zu wollen, auch wenn sie es nicht ganz so geschickt anstellte und Rankenpfote sich damit wohl kaum besser fühlte. Was mich etwas verwirrte war, dass anscheinend auch die frisch ernannte Kriegerin eine Schwester meiner Freundin war und mich darum bat, ihre Schwester aufzumuntern. Dass ich das tun würde, stand für mich natürlich außer Frage und zum Glück hatte ich auch schon Pläne, wie ich die Laune der jungen Schülerin heben könnte. Rankenpfote erklärte mir noch, dass Feuerblume nur ihre Halbschwester sei und wohl die einzige war, die dachte, dass Fuchsherz eine gute Mentorin für sie wäre. Auch wenn ich ihr da nicht widersprach, dachte ich etwas milder als meine Freundin. Ich kannte Fuchsherz nicht und ich würde nie eine Katzen verurteilen, die ich nicht kannte. Ich hatte volles Verständnis dafür, dass man enttäuscht war, wenn die eigene Schwester, die man nicht mochte, den zweiten Anführer als Mentor bekam und man selbst nicht, doch ich für meinen Teil war überzeugt, dass ich und auch Rankenpfote egal mit welchem Mentor die besten Krieger werden würden. Das sagte ich der jungen Kätzin auch und konnte sie durch diese und andere aufmunternde Worte tatsächlich zu einem Lächeln bewegen. Ich erklärte ihr außerdem, dass ich froh war, nicht mit ihr konkurrieren zu müssen, da sie zwar die beste Kriegerin, ich aber der beste Krieger werden würde. So würde ich sie nicht gewinnen lassen müssen, bei dem Kampf um den Rang des Besten. Bei ihrer Reaktion auf diese Worte stahl sich abermals ein Grinsen auf meine Lippen, denn keine andere Reaktion hatte ich mir erhofft. Sie fasste neue Entschlossenheit und hatte nicht länger Zweifel daran, dass ihre Mentorin keinen Einfluss auf ihre Zukunft hatte, sondern ganz allein sie selbst.
Schließlich schaffte ich es sogar, sie mit meiner Energie und Abenteuerlust anzustecken, so sehr, dass ihre Augen zu leuchten anfingen, als ich vorschlug gleich zum Training mit ihr aufzubrechen, Mentoren hin oder her, würden wir einen tollen Ausflug haben und viel Neues lernen und Spaß haben!
Ich war froh, dass Rankenpfote Fuchsherz eine Chance geben wollte und zuckte amüsiert mit den Schnurrhaaren, als sie mich darauf hinwies, dass ich nun kein Hauskätzchen mehr war und dieses Wort von nun an Tabu war. "Ey, ey Madame." miaute ich belustigt und verstellte meine Stimme etwas, sodass sie rauer klang. Zusätzlich nahm ich eine aufrechte Haltung ein und streckte die Brust raus. Just den Moment stand auf einmal Fuchsherz neben mir und begrüßte ihre Schülerin. Ich neigte den Kopf zur stillen Begrüßung gegenüber der älteren Kriegerin, wollte mich jedoch keines Falls in die erste Begegnung der beiden einmischen. "Ich gehe mal schnell zu Lichttänzer und dann treffen wir uns am Lagerausgang!" miaute ich noch schnell meiner besten Freundin zu und tappte dann eilig davon, denn egal wie neugierig ich manchmal sein konnte, so hatten meine Ohren bei den beiden erstmal nichts zu suchen. Ich war mir zudem sicher, dass Rankenpfote mir später alles berichten würde.
Mein Mentor war ganz in der Nähe und so fand ich ihn schnell und kam mit einem gut gelauntem Grinsen bei ihm an. "Guten Morgen Lichttänzer! Ich hoffe du bist ausgeschlafen, denn ich will heute unbedingt mit Rankenpfote trainieren! Damit bist du doch bestimmt einverstanden oder? Ist doch viel lustiger als allein raus zu gehen!" begrüßte ich ihn mit meiner fröhlichsten und charmantesten Stimme, die ich hatte, scherte mich nicht darum, dass ich gleich mit der Tür ins Haus fiel. So wie ich meinen Mentor kannte, würde er bestimmt nichts gegen diesen Ausflug haben. Er konnte echt froh sein, dass er so cool war und ich ihn gut leiden konnte, weil er auch für Spaß zu haben war, sonst würde ich ihm wohl viele Probleme bereiten und dauernd die Regeln brechen, denn ich ließ mir ganz bestimmt nichts vorschreiben und meinen Spaß verderben!