cf: Die Waldgrenze

Alles in allem war mein Tag doch noch gut verlaufen. Ich hatte viel getan und viel gelernt, hatte Fehler gemacht und Erfolg gehabt und war erstaunlich zufrieden mit mir selbst. Natürlich nicht zufrieden genug, um ansatzweise mein weiteres Training zu vernachlässigen, aber ich fühlte etwas Befriedigung durch das Lob meiner Mutter. Ihre Anerkennung bedeutete mir alles und Zeit mit ihr zu verbringen, ließ mich gut fühlen, weil ich mich entspannen konnte und offener sein konnte, weil ich ihr vertraute. Deshalb bedankte ich mich bei ihr für das Training auf dem Weg zum Lager hin, auch wenn ich mich am liebsten für noch viel mehr bedankt hätte. Es gab keinen Zweifel daran, dass unser Verhältnis ausgesprochen und fast ungewöhnlich eng und vertraut war und ich konnte Regensprenkel dafür nicht genug danken. So oft hatte sie mir schon geholfen, mich nicht verurteilt und mir das Gefühl gegeben ich sei wertvoll. Doch meine geliebte Mutter schien den tieferen Sinn meiner Worte anscheinend nicht zu merken und meinte einfach froh gelaunt, dass sie Spaß hatte und sogar selbst etwas lernen konnte. Ich drehte meinen Kopf etwas weg, damit sie mein amüsiertes Schmunzeln nicht sah. So langsam während ich älter wurde, hatte ich manchmal das Gefühl, ich konnte ernster und erwachsener sein als meine eigene Mutter. Wir waren eben doch verschieden, doch schätzte ich sie für die positive Einstellung.
Sie erinnerte mich daran, dass nun sicher alle Katzen der Versammlung zurückgekehrt seien, da es immerhin schon Sonnenaufgang war und so verschnellerten sich meine Schritte. Einerseits musste ich mich immer noch bei Schakalpfote entschuldigen, aber andererseits hoffte ich auch, Neuigkeiten der anderen Clans zu erhaschen, wenn ich mich beeilte. Ich hoffte, meine Mutter würde dies ebenfalls tun. Als ich den Lagereingang sah hörte ich gerade noch, wie Schneestern eine Versammlung ankündigte und gerade als ich durch das Gebüsch rauschte und stolpernd zu stehen kam, begann sie schon mit der Ernennung eines neuen zweiten Anführers und der Ernennung zweier Schüler zu Kriegern. Einer der beiden war Hasensprung, meinen Onkel, an den ich mich aus meiner Jungenzeit noch erinnern konnte. Ich rief wie es sich gehörte, sowohl seinen Namen als auch den von Wolfswind und Jadezahn. Innerlich erträumte ich mir natürlich auch einmal an Jadezahns Stelle zu sein und neidete ihm etwas sein Glück. Dennoch schien er soweit, wenn auch jung, ganz tüchtig zu sein und ich hoffte, dass er den DonnerClan gut unterstützen würde. Es dauerte nicht lang, da teilte er mich mit Rauchschweif, Vipernblitz und Vipernpfote zum Kampftraining ein und ich sah mich belustigt zu meiner Mutter um. "Also wenn ich jetzt nochmal Kampftraining habe, wird Rauchschweif vor Staunen der Mund offen stehen bleiben!" kündigte ich an, legte aber dann den Kopf schräg. "Aber eigentlich müsste ich mich erst etwas ausruhen oder würde lieber auch mal Jagen gehen." meinte ich und verabschiedete mich schnell von der Kriegerin, indem ich ihr über die Wange leckte. "Ich gehe lieber mal meinen Mentor suchen, damit ich das mit ihm besprechen kann. Ruh dich gut aus Mama." miaute ich ich zu und ging dann los, mich nach dem grau-braunen Kater umsehen. Nachdem ich überall gesucht hatte und ihn nicht gefunden hatte, beschloß ich einfach schlafen zu gehen. Wenn ich wieder wach war, würde ich ihn hoffentlich finden oder er würde mich wecken, wenn er wiederkam. So ging ich schnell in den Schülerbau und atmete erleichtert auf, weil das Nest von Schakalpfote leer war. Sofort musste ich wieder an unseren Streit denken und legte mich schlecht gelaunt in mein Nest. 'Hoffentlich werde ich deshalb keine Albträume bekommen...' dachte ich mir, als ich mich in meinem Nest zusammenkuschelte und mein Fell etwas sauber leckte, ehe ich einschlief.