Abwartend war mein Blick auf Bachfrost gerichtet, diese jedoch hatte keine Möglichkeit mir zu antworten oder mit mir aufzubrechen, da im nächsten Moment meine Schwester angetrabt kam und uns begrüßte. Verwundert sie hier allein anzutreffen, schenkte ich ihr ein Lächeln und nickte kurz, bevor ich auch schon erfahren sollte, was sie hierher geführt hatte. Morgentau flüsterte mir ins Ohr, dass sie mir etwas wichtiges zu sagen hatte und ich sah sie einfach abwartend und interessiert an, gespannt, was denn so aufregend und wichtig sein konnte, dass sie es nicht aushalten konnte, im Lager auf mich zu warten.
Als sie mir dann aber berichtete, was so wichtig war, kniff ich meine Augen etwas überlegend zusammen. Sie plapperte mich mit so einer Euphorie voll, was mir irgendwie nicht gefiel. Hatte sie sich das mit dem Gefährten überhaupt richtig überlegt oder nur nach ihrem Bauchgefühl gehandelt. Zwar gehören Gefühle zu Gefährten ja dazu, aber sie sollte das nicht so auf die leichte Schulter nehmen. Was, wenn sie überstürzt handelt und dann enttäuscht wird? "Ich werde mir immer um dich Sorgen machen, das ist klar. Und außerdem solltest du lieber nicht zu voreilig handeln." erklärte ich mit ernster Miene, keineswegs von ihrer Zufriedenheit angesteckt. "Von wem sprechen wir denn überhaupt?" ergänzte ich skeptisch und musterte meine Schwester eingehend. Es stand außer Frage, dass ich wollte, dass sie glücklich ist und einen Gefährten findet, aber andererseits habe ich auch Angst um sie und konnte sie nicht einfach jedem überlassen.

Sofort stockte mein Herz, als sie meinte, dass sie gedacht hätte, ich würde mich freuen. Ich wollte nicht so rüberkommen, als würde ich mich nicht für sie freuen, immerhin war dem nicht so. Gelassen ließ ich meine Schwester ausreden, schaute etwas sehr überrascht, als sie meinte, dass mein Freund ihr Gefährte wäre. Korallensplitter und sie? Naja warum eigentlich nicht... Immerhin wusste ich, dass er ein gutes Herz hatte und konnte einschätzen, dass die beiden nicht überstürzt gehandelt hatten. Zwar war es mir nie aufgefallen, dass sie sich vielleicht zueinander hingezogen gefühlt hatten, aber wenn dem so war und Morgentau glücklich war, warum sollte ich mich dann nicht freuen. Ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht, während ich kurz leise schnurrte, um meine Schwester etwas zu beruhigen. "Natürlich freue ich mich, wenn du glücklich bist Morgentau." erklärte ich liebevoll. "Ich könnte mir keinen besseren Gefährten als Korallensplitter für dich vorstellen." ergänzte ich und lächelte ihr zu, damit sie wusste, dass ich es ernst meinte. "Aber ich werde trotzdem nicht von deiner Seite weichen. Wenn ich mit dir an meiner Pfote niemanden finde, soll sie mir gestohlen bleiben und du bist ganz bestimmt nicht lästig für mich. Außerdem finde ich es schön, so wie es gerade ist, der Clan braucht mich als Krieger, ich habe keine Zeit für noch eine Katze, die meine Aufmerksamkeit und Zuneigung haben will." miaute ich ruhig und zuckte mit meiner Schwanzspitze. "Und außerdem weißt du doch wie sehr ich mich über kleine Neffen oder Nichten freuen würde." flüsterte ich leise schmunzelnd in ihr Ohr, damit Bachfrost davon nichts mitbekam.

Ich musste einfach nur Lächeln und war glücklich, dass es Morgentau gut ging und sie es mir nicht zu übel zu nehmen schien, dass ich erst sehr skeptisch gegenüber ihrem neuen Gefährten reagiert hatte. Ich lauschte ihrer Erklärung mit schief gelegtem Kopf. Von welchem Kater meine Schwester wohl sprach? Ein neues Mitglied für den WolkenClan?
Ich fand es niedlich, wie die Kriegerin argumentierte, mich davon zu überzeugen versuchte, dass auch ich mir eine Gefährtin suchen sollte. Matt lächelte ich, als sie unsere Eltern erwähnt hatte. Natürlich waren sie großartige Krieger gewesen und viel zu früh von uns gegangen. "Das sage ich doch nicht-" versuchte ich lächelnd zu erklären. "Ich weiß, dass ein Gefährte nicht bedeutet, dass man kein guter Krieger ist, nur habe ich einfach nicht das Bedürfnis Zärtlichkeiten mit einer unserer Kriegerinnen auszutauschen Morgentau." miaute ich ruhig und hoffte, dass meine Schwester das Thema endlich fallen lassen würde, immerhin sollte sie akzeptieren, dass ich nicht so war wie sie. Verärgert kniff ich schon wieder meine Augen auf ihre nächste Aussage hin zusammen, musste dann aber auch leise den Kopf schütteln und schlug spielerisch mit der Pfote nach ihr. "Pass auf, was du sagst, Schwesterherz." grinste ich und betonte das "Schwesterherz" mit einem warnenden Unterton.
Als ich mich dann zu ihr lehnte und ins Ohr flüsterte, dass ich mich über Neffen oder Nichten freuen würde, antwortete sie, dass sie diese noch nicht haben wollen würde, was ich nur mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Es war ja nicht so, als würde sie nicht viel für den WolkenClan tun, indem sie Königin wurde. Junge bedeuteten neue Schüler und später starke Krieger, die für den Clan mehr als gut waren, aber natürlich sollte Morgentau alles so machen, wie sie es sich wünschte. Ich hoffte, dass Bachfrost es nicht zu sehr störte, dass wir sie aus unserer Unterhaltung ausschlossen, weswegen ich mich kurz zu ihr drehte und sie anlächelte. "Wollen wir dann gemeinsam ins Lager gehen?" fragte ich an die beiden Katzen gewandt und sah abwechselnd zu den beiden.

Ich hatte etwas das Gefühl, dass Morgentau meine Sichtweise einfach nicht nachvollziehen konnte. Ankreiden konnte ich es ihr aber natürlich nicht. Viele Katzen sehnten sich nach Nähe anderer Katzen, einer bestimmten Katze, wollten Junge haben, eine Familie gründen. So genau habe ich nie darüber nachgedacht, dass ich das nicht wollte, dass ich noch nie etwas wie Liebe gefühlt hatte außer in Bezug auf meine Familie. Morgentau aber, stur wie sie sein konnte, ließ das Thema nicht fallen und ließ mich sie mit großen Augen anstarren. "W-was?! Niemals!" rief ich aus und lachte kurz "Es wird schon die richtige Katze für mich kommen. Mach dir keine Sorgen." schmunzelte ich und schnippte mit dem Schwanz gegen ihre Wange. Natürlich nahm ich es ihr nicht übel, dass sie so etwas fragte, eher belustigte es mich, dass sie sowas dachte, das war einfach nur absurd.
Ich nannte sie mit etwas warnender Stimme Schwesterherz, nachdem sie mich geneckt hatte, sie erwiderte daraufhin aber gleich, dass ich meine Krallen wieder einziehen könne, was mich wieder zum Lächeln brachte, welches auch noch größer wurde, als ich dann anfing von Jungen zu sprechen. Da ich aber feststellte, dass die Sonne sich immer weiter Richtung Horizont bewegte, fragte ich die beiden Kriegerinnen, ob wir ins Lager zurückkehren wollten. Sie schienen dem erfreulicher Weise zuzustimmen, sodass ich dann losgehen wollte, als mich meine Schwester nochmal kurz aufhielt. Meine Ohren zuckten kurz irritiert, ehe ich auf sie zu ging und ihr liebevoll über die Wange leckte. "Aus meiner Sicht stand unser Frieden nie in Frage und wird auch nie in Frage stehen." erklärte ich ruhig und lächelte sie warm an. "Ich freue mich schon darauf, mit Korallensplitter zu reden." neckte ich sie noch ein letztes Mal und stieß sie spielerisch mit der Pfote an. "Jetzt komm und mach dir keinen Kopf, ja?" murmelte ich sanft und trabte dann mit Bachfrost und hoffentlich auch Morgentau zurück zum Lager. Bachfrost ließ es sich natürlich nicht nehmen, nach Buntesten Ausschau zu halten, genau wie ich, obwohl ich ja die Hoffnung, sie zu finden, aufgegeben hatte. Gleich würde ich wahrscheinlich mit Korallensplitter sprechen und dann musste ich noch Falbenmaske aufsuchen, wenn sie im Lager war. An Schlaf war noch nicht zu denken.