Mit kritisch zusammengekniffenen Augen sah ich Bachfrost hinterher, wie sie blitzschnell davon spurtete. Es tat fast weh, zu sehen, wie eifrig sie suchte, wie viel Hoffnung sie hatte, wie sie nicht aufgab, und dann zu wissen, dass man selbst kaum daran glaubte, dass unsere Anführerin zurückkehren würde. Ich schüttelte den Kopf. Das durfte ich nicht denken. Noch war nichts verloren. Ich ließ mich dennoch nicht von dem Tempo der Kriegerin anstecken, da ich wusste, dass es nichts bringen würde, sich jetzt zu verausgaben, und behielt meinen kräftigen Trab bei. Fast an dem Streunerterritorium angekommen, bremste ich ab und ließ meinen Atem sich wieder regulieren. Mein Magen begann zu knurren und ich plante im Kopf schon, dass ich versuchen würde, etwas kleines auf dem Rückweg zu erbeuten, damit ich dem Clan nichts wegaß. Als ich jedoch an die Grenze tat, erblickte ich Bachfrost und hörte auch leise ihre Stimme, die mich stoppen ließ. Aber nur kurz, denn gleich darauf ging ich energischen Schrittes zu ihr und stellte mich vor sie, sah ihr fest und ernst in die Augen. "Das ist nicht wahr." miaute ich gerade drauf los, richtig hatte ich mir keine Worte zurecht gelegt, aber das war wohl egal. "Wir sollten noch nicht aufgeben und selbst, wenn wir Buntesten nicht finden, dann bist du nicht allein. Ich muss dir wohl nicht erklären, dass der gesamte WolkenClan hinter dir steht. Aber nicht nur der, was ist mit deinen Freunden? Sind die niemand?" meinte ich ruhig aber doch bestimmt, fragte mich aber gleichzeitig, ob Bachfrost so viel Freunde hatte, die ihr den Rücken stärkten. "Und außerdem. Wenn du dich allein fühlen solltest, dann wird es immer jemanden geben, zu dem du gehen kannst. Einschließlich mir." erklärte ich und lächelte nun freundlich. Nicht unbedingt selten, dass man dies zu sehen bekam, aber es war dennoch ein gewisses Privileg, ob ich es jetzt erstmal nur aus Höflichkeit tat oder weil ich wollte, dass der WolkenClan stark war, spielte auch erstmal keine Rolle. Ich hoffte nur, dass ich es schaffte, sie irgendwie stark zu machen. Der WolkenClan brauchte solche Krieger und wir sollten Schicksalsschläge und Probleme nicht zu sehr zu uns durchkommen lassen. Ich wollte, dass Bachfrost das Gefühl hatte, zu unserer großen Familie zu gehören und dass sie wusste, dass sie nie allein sein würde.

Ich sah zu Bachfrost hin und versuchte mit meinen Worten sie zu stärken. Ich wusste nicht ganz, ob ich Erfolg haben würde, immerhin war ich nicht der einfühlsamste Kater, aber ich vertraute jetzt einfach mal auf meine Gefühle und erzählte der Kriegerin ehrlich, was ich dachte. Bachfrost bedanket sich bei mir und ich kann zufrieden registrieren, dass sie auf jeden Fall stark war und das meine Worte ihr vielleicht etwas helfen konnten. Bei ihren Worten nickte ich einfach bestätigend, mit ihren Aussagen hatte sie recht, während ich ihren Blick einfach erwiderte. Ich war wieder deutlich ernst geworden und legte auch nun den Kopf schräg, während ich sie weiterhin ansah. "Wie du schon sagst, weiß ich nicht, was ihr zugestoßen ist. Aber du hast recht. Es gibt keinen Grund, warum uns Buntesten freiwillig verlassen hätte." erwiderte ich und markierte, während ich nach weitern Worten suchte, die Grenze, damit wir nicht so viel Zeit auf Patrouille verbrachten. "Ich verstehe, dass du nicht aufgeben willst und das sollten wir auch nicht. Aber es ist keine Lösung, deshalb in den Zweibeinerort zu gehen. Du kannst schlecht bestimmen, ob du dich dabei Gefahren aussetzt. Sie lauern überall und gerade wenn du allein unterwegs bist, ist es wahrscheinlicher, dass du auch geschnappt wirst und dann Buntstern und du beide weg seid. Außerdem braucht dich der WolkenClan hier, wer weiß, wie lange es dauern würde bis du sie findest. Ich weiß du hast Hoffnung, das ist auch gut, aber die Chancen, dass du sie findest sind geringer als gering. Wir wissen nichts über diesen Ort, nur, dass er einen Haufen Gefahren birgt." ich sehe über die Schulter zu ihr und seufze leise. Ich könnte unendlich weiter argumentieren, warum ihre Idee schlecht ist. "Wir werden die Augen im Territorium offen halten, hätten wir einen besseren Draht zu den anderen Clans, könnten wir ihnen Bescheid geben, aber momentan würden wir damit nichts als Schwäche zeigen. Außerdem wird Buntstern zu uns finden, falls sie dort ist. Wenn sie noch am Leben ist, dann wird sie alles daran setzen her zu kommen, aber mehr, als das zu hoffen und zu hoffen, dass sie es schafft herzukommen, können wir nicht." Schwär mir eigentlich sicher, dass sie das wusste, aber die Fakten einfach ignoriert hat, weil sie ihre Schwester liebt. Genau wie bei verbotenen Beziehungen oder so, wo die Katzen auch alle Regeln ignorieren, obwohl ihr Herz vielleicht trotzdem am rechten Fleck ist.
Ich seufzte noch einmal leise. "Komm, suchen wir weiter. Noch ist nichts vorbei." entscheide ich ruhig und markiere weiter die Grenze, wobei ich dann auf eine Reaktion von Bachfrost warte.

Ich nickte bekräftigend auf ihre Worte hin und sah kurz blinzelnd hoch in die Sonne, um festzustellen, wie viel Zeit wir noch hatten, bis wir im Lager sein mussten. "Wenn sie noch lebt und von einem Zweibeiner zum Hauskätzchen gemacht wurde, schafft sie es bestimmt hier her. Die ganzen Hauskätzchen gehen doch auch raus aus ihrem Territorium in unsers und so." erklärte ich zuversichtlich und musterte sie etwas kritisch, als sie meinte, wir würden definitiv weiter suchen. Ich hoffte, meine Worte würden sie davon abhalten, allein nach Buntstern zu suchen, unser Territorium zu verlassen. Ich hoffte, ihre Worte waren wirklich nur auf die Suche in unserem Territorium bezogen, wobei ich fast ausschließen konnte, dass dem so war.
Da wir nun fertig mit dem Markieren der Grenze waren, schnippte ich kurz mit der Schwanzspitze. "Dann lass uns zum Lager zurück gehen und Falbenmaske alles berichten. Sie wird entscheiden, was zu tun ist." meinte ich ruhig und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, um sie etwas aufzumuntern. Dennoch trabte ich noch nicht zum Lager zurück, da ich auf eine Reaktion ihrerseits wartete. Nicht, dass sie einfach allein weitersuchen würde und ihr womöglich etwas passierte. Während ich noch einmal die Luft prüfte, sank meine Hoffnung immer mehr, dass wir Buntstern finden würden. Sie war garantiert nicht mehr auf WolkenClan Territorium, nur der SternenClan wusste, wo sie war und wir konnten nun mal nicht ewig ohne Anführerin leben. Ob Falbenmaske schon jetzt die neun Leben empfangen würde und bereit war den WolkenClan zu führen? Sicher war sie bereit, da war ich mir sicher, aber konnten wir Buntstern einfach so loslassen?