Ich verstand wirklich nicht, warum es mir so schwer viel, von Krähenlied abzulassen und sie links liegen zu lassen, so wie alle anderen meiner Clankameraden. Es tat mir überhaupt nicht gut, mit ihr Zeit zu bringen, zumal sie nichts konnte, außer verlegen werden oder vor Wut zu platzen. Das erste war mir zwar deutlich lieber, aber wie es der SternenClan anscheinend so wollte, musste letzteres eintreten. Ich hatte lediglich gefragt, ob sie eventuell krank war und mich infiziert hatte. Dann würden sich alle meine Probleme in Luft auflösen und ich konnte dem Ganzen endlich einen Namen geben. Ich könnte irgendwie geheilt werden und alles war beim Alten. Dann könnte ich die schwarze Kriegerin auch einfach aus meinen Gedanken verbannen und endlich wieder zu mir finden. Entgegen meiner Hoffnung starrte mich Krähenlied erst an, als wäre ich vom Glauben abgekommen und zögerte dann nicht, mir all ihre Wut entgegen zu schleudern. Nun verstand ich gar nichts mehr, sollte sie doch froh sein, dass ich mir so viel Gedanken um sie machte! Das teilte ich ihr natürlich mit und knurrte sogar, was mich nur noch verzweifelter werden ließ. Warum ließ ich mich auf so ein Niveau ab und wurde auch wütend? Ich war aufgesprungen und war ihr total nahe, sodass ich ihr tief in die Augen sehen konnte, während aus meinen Funken sprühten. Dann besann ich mich jedoch eines besseren und setzte mich deutlich gelassener wieder hin. Ich wand den Blick von ihr ab und sah in die Ferne und seufzt erschöpft auf, ehe ich sie fragte, ob sie sehe, was sie mit mir mache und teilte ihr mit, dass es zum durchdrehen sei.
Ich war verwundert, dass sie nichts sagte und wagte es, einen Blick auf sie zu werfen, sodass ich mitbekam, wie sie den Kopf schüttelte und mir wieder näher kam. Fast augenblicklich polterte mein Herz wieder gegen meine Brust, weswegen ich genervt die Zähne aufeinander presste. Ihre Stimme war leise, als sie mir erklärte, dass eher die Frage bestand, was ich mit ihr machte. Am liebsten wollte ich ihr giftig mitteilen, dass ich genau diese Befürchtung hatte und deshalb ja in Erwägung gezogen hatte, dass wir krank waren, aber dann ließ ich es doch bleiben und sah sie einfach nur neutral an. Zum Glück wusste sie nicht, wie schnell mein Herz schlug oder wie mein heiß mir unter meinem Pelz wurde, das wäre mehr als nur peinlich. Sie sah mir in die Augen und ich konnte meinen Blick nicht von ihr lösen. Ich war machtlos und hörte einfach nur ihren Worten zu, in der sie genau das schilderte, was auch ich irgendwo spürte. Andererseits stimmte es ja auch nicht ganz, dass sie nett zu mir war, immerhin fauchte sie mich dauernd an... Ob sie sich über mich lustig machte?
Mein Gedankengang wurde augenblicklich unterbrochen, als sie mir noch näher kam, obwohl das kaum noch möglich war. Meine Augen wurden riesig und meine Beine begannen leicht zu zittern. Was zum SternenClan machte sie denn da? Wollte sie mich bloßstellen? Verletzen? Auf einmal spürte ich ihre Schnauze an meiner Wange und kurz darauf ihre Brust an meiner. Ich zog erschrocken die Luft ein und saß einfach wie versteinert da. Ich spürte ihr Herz, wie es mit meinem um die Wette schlug und ihr warmes Fell. Ich wollte sie zurückstoßen, wegrennen, sie anschreien, aber ich konnte nichts dergleichen machen. Stattdessen spürte ich auf einmal, wie meine Wange nass wurde und ein Tropfen den schwarzen Pelz fiel. Ich... weinte... Schnell schluckte ich und hoffte, dass Krähenlied das nicht mitbekam, versuchte die Tränen irgendwie so schnell wie möglich zu stoppen und nicht in Emotionalität zu ertrinken. Ehe ich irgendwie vollkommen weich werden konnte, straffte ich meine Schultern und wich von Krähenlied zurück. Mein Körper versteifte sich und ich mied ihren Blick. Was würde sie jetzt von mir denken? Ob sie merkte, was sie in mir auslöste und ich jetzt verloren hätte? Was würde dann passieren? Ich hatte es nicht geschafft, die Persönlichkeit aufzuhalten, die meine Eltern und mein Mentor mir anerzogen hatten, ich hatte versagt. Was würde jetzt geschehen?

spielt mit Federjunges ( @Wintersturm ) und sieht Katniss