Plötzlich war alles anders. Zwar war Blitzjunges nicht mehr sauer auf ihm, sondern umsorgte sich um den grau-braunen Kater, aber dafür hatte dieser keine Eltern mehr. Der Verlust seines Vater tat ihn schon sein Lebenlang weh und jetzt auch noch seine Mutter. Eigentlich wollte er die Seite von Natterngift nicht verlassen, aber sein Kumpel ließ nicht los, bis er auch eine Pfote raus setzte und gemeinsam verließen sie  die Kinderstube. Während Blitzjunges nach seiner Mutter rief, sah sich Falkenjunges mit geducktem Kopf um. Wo waren Birkenjunges und Abendsonne? er sehnte sich nach der Nähe seiner Brüder.

Falkenjunges zuckte sofort zusammen, als Wolkenstern ihn zu sich rief. Wollte sie ihn jetzt bestrafen, weil er die Kinderstube verlassen hatte? Prompt fingen seine Pfoten an zu zittern und unsicher zu werden, doch zwang er sich zu der Anführerin zu gehen. Mit angelegten Ohren und hängem Kopf blieb er vor sie stehen und nur einzelne Tränen rollten über seiner Wange. Wollte sie ihn weiter von den Augen des SternenClans bestrafen? Langsam hatte das Junge dies satt und wünschte sich, taub zu sein, um nichts mehr zu hören. „Ja... Wolkenstern?", miaute er heiser, doch sah er sie nicht an.

Die Frage der Anführerin überhörte Falkenjunges fast und wollte darauf gar nicht antwortet, doch dafür war Blitzjunges da, der das Reden für ihm übernahm. Seine letzten Worte waren ohrenbetäubend, obwohl dieser gar nicht schrie, doch fuhren sie dem kleinen Kater so viel schmerz zu, dass er die Augen zusamenknief und seinen Kopf von ihren weg drehte. Wolkenstern ging zur Kinderstube um den Leichnam seiner Mutter zu holen. Die Trauer in ihm wuchs, da er eine feste Bindung zu seiner Mutter hatte, auch wenn sie ihm nie von seinem Vater etwas erzählte. Sie sprang für Wolkenstern ein, um dessen Jungen mit Milch zu versorgen. Damals war Falkenjunges eifersüchtig, dass er seine Mutter mit den Jungen teilen musste. Als Wolkenstern wieder zu ihm sprach und er den leblosen Körper anstarrte, kam er endlich wieder zu Worten. „Weiter leben... ohne Eltern...? Sie wird nicht wieder kommen. Der SternenClan hat sie von mir genommen, aus Strafe... als sei der Verlust meines Vaters nicht genügend!", sprach Falkenjunges und seine Stimme klang dabei tiefer und reifer an, als normal. Er ging zur Lichtung und vergrub sofort seine Gesicht in das kalte Fell von Natterngift. „Du... du wolltest doch wieder Kriegerin werden, Mama... du wolltest mit Birkenjunges und mir später gemeinsam jagen gehen. Du hattest uns versprochen. Warum musste der SternenClan unser versprechen durchbrechen? Ich verstehe das nicht...", miaute er traurig zu ihr und hoffte, dass sie wenigstens diese Worte am Silbervlies erreichten.

Birkenjunges

Als er erwachte, war es bereits morgen. Sonnenstrahlen fielen ins Lager und verkündeten einen schönen Tag. Birkenjunges schüttelte sich den Schlaf aus dem braunen Fell und stand auf. Er entdeckte direkt Falkenjunges, der bei Wolkenstern und Blitzjunges saß. Er wünschte er könnte zu ihm gehen, aber sicher führten sie ein ernstes Gespräch, weil Falkenjunges das Junge der Anführerin verletzt hatte. Er wunderte sich kurz - hatte Wolkenstern das nicht schon geklärt? Er trottete zur Kinderstube. Der kleine Kater sehnte sich nach der Wärme seiner Mutter, jetzt wo Falkenjunges mal wieder mit Blitzjunges irgendwas anstellte. Es kam ihm vor als würde sein Bruder Blitzjunges mehr mögen als ihn. Natterngift schlief, sie lag still da und hatte die Augen geschlossen. Birkenjunges berührte sie sanft und schreckte auf. Ihr Körper war eiskalt. Weiß Falkenjunges davon? War sein erster Gedanke. Seine Mutter regte sich nicht. Voller Trauer schmiegte er sich in das weiche Fell der Königin und versuchte die Tränen zu verdrängen. Ihr Duft lag schwach in der Luft, noch nicht ganz überdeckt von dem Geruch von Tod. Er löste sich von dem Leichnam seiner Mutter. Wolkenstern betrat schweigend die Kinderstube und brachte Natterngift auf die Lichtung. Dann verkündete sie eine Clanversammlung. Birkenjunges senkte traurig den Kopf und folgte ihr in die Mitte des WindClan-Lagers.
Falkenjunges hockte bereits bei Natterngift. Er ließ sich schweigend neben seinem Bruder nieder, berührte mit der Nase das Fell seiner Mutter.
Warum, SternenClan, warum musstest du sie uns nehmen? Mama... du wolltest uns zur Seite stehen, du wolltest mit uns jagen gehen. Du hättest wieder Kriegerin sein können, wenn der SternenClan dich nicht zu ihm genommen hätte!
Seine tiefe Traurigkeit mischte sich mit Hass auf den Clan da oben am Silbervlies, wo sich nun ihre Mutter befand.

Die Kätzin konnte so schnell gar nicht antworten, wie Abendsonne weg war. Zunächst war sie verwundert über sein Verhalten, doch als sie dann die Königin am Boden liegen sah, verstand Fuchsherz was los war. Schockiert folgte sie dem Kater und gesellte sich trauert zu ihm und seinen Brüdern. Tröstend legte sie ihren Schweif um und lehte sich an ihm. Sie sagte kein Wort, da sie ihm nichts falschen sagen wollte. Lieber schwieg sie und betrachtete den Körper der Toten. Nebenbei lauschte sie den Worten der Anführerin. Im Stillen verabschiedete sie sich bei Natterngift, in der sie eine gute Freundin sah. Ich werde für dich, auf Birkenjunges und Falkenjunges aufpassen... und natürlich auch auf Abendsonne, verspach sie in Gedanken der Königin.

Für den Kater war alles um ihm herum still und leer. Er merkte nicht, wie Birkenjunges dazu kam, aber auch nicht, wie sein älterer Bruder, Abendsonne, beide zu sich zog. Wie in Trance ließ er sich mit ziehen, doch einen verweinten Augen waren auf seine Mutter gerichtet. Was sollte er jetzt tun? Wie sollte er mit seinen Brüdern leben? Wolkensterns Worte waren wie ein Rauschen in seinem Ohr und nachdem sie fertig war, löste sich der grau-braune Kater von seinem Bruder. Ohne Worte ging er auf dem leichnam weg, vorbei an allein und verzog sich mit gesenken Kopf und emotionslosen Blick in die Kinderstube. Hier war die Stille noch erträglich. Mit schweren Pfotenschritten trug Falkenjunges sich in das Nest, wo noch vor einigen Herzschlägen seine Mutter war.