» Rosenjunges

Dass die kleine Kätzin die ganze Zeit neben dem Eingang gehockt hatte, war anscheinend niemandem aufgefallen.
Sie sah jede Katze, die die Kinderstube betrat und war froh, dass keine sie angesprochen hatte, sie wollte einfach nur da sitzen und beobachten, was so vor sich ging.
Mir ihren großen grünen Augen sah sie immer wieder zu Natterngift und hoffte, dass es Falkenjunges bald wieder gut gehen würde. Sie mochte es nicht, wenn andere Katzen krank waren oder es ihnen nicht gut gingen.
Besorgt sah sie Rauchfell an. Sie war fasziniert, was diese Kätzin alles konnte. Sie war überzeugt, dass sie das nicht können würde, jedenfalls niemals so gut wie Rauchfell.
Immer noch schweigend drückte sie sich tiefer in den Außenwall der Kinderstube. Sie wollte nicht entdeckt werden, nicht von Natterngift und auch nicht von irgendwem anderen.
Lichttänzer war schließlich auch bei Natterngift, der schien zwar wirklich freundlich zu sein, aber dennoch wollte sie nicht mit irgendwem reden.
Sie wollte nicht sprechen... Es würde nichts sinnvolles aus ihrem Mund kommen, da war sie sich ziemlich sicher.

© Apollon

» Rosenjunges

Anscheinend hatte wirklich noch niemand bemerkt, dass sie nicht mehr bei ihren Geschwistern lag, aber das störte sie nicht.
Auch wenn sie hungrig war, sie würde nicht hingehen.
Sie wollte hier in ihrem Versteck bleiben. Hier bemerkte sie niemand, hier musste sie mit niemandem reden und hier hatte sie ihre Ruhe.
Mit ihren großen grünen Augen beobachtete sie zwar Natterngift und ihre Geschwister, aber dennoch hielt sie sich verdeckt.
Natürlich könnte man die Kätzin auf den ersten Blick sehen, nur bis jetzt hatte dies keiner getan, weil einfach keiner auf sie geachtet hatte und das war ihr nur recht.
Mit einem leisen Seufzen legte sie ihren kleinen Kopf auf die Pfoten und sah in die Richtung ihrer Pflegemutter.
Warum konnte ihre Mutter nicht hier sein?
Ihr Magen begann leicht zu knurren und sie hielt die Luft an, es sollte sie doch keiner bemerken und so ein knurrender Magen war da nicht sehr hilfreich.

© Apollon

» Rosenjunges

Die kleine Kätzin rührte sich immer noch nicht, doch sie hatte bemerkt, dass jemand schließlich doch mitbekommen hatte, dass sie fehlte.
Sie zuckte zusammen, als Natterngift fragte, was sie da machte.
Was sollte sie jetzt tun? Sie kroch etwas weiter vor, damit man sie besser sehen konnte und zuckte leicht mit den Schultern.
Doch näher kommen traute sie sich nicht.
Nur vorsichtig setzte sie eine Pfote vor die andere, blieb dann aber in einem sicheren Abstand zu der Königin und ihren Geschwistern stehen.
Mit ihren großen grünen Augen sah sie zu der Kätzin auf und schwieg weiterhin. Sie wagte es nicht zu sprechen, da sie schon in etwa wusste, was aus ihrem Mund kommen würde, nämlich ganz bestimmt nichts sinnvolles.
Sie kauerte sich auf den Boden und beobachtete die Königin weiterhin, immer noch ohne ein Wort zu sagen. Sie hoffte nur, dass Natterngift keine Fragen stellen würde, die sie beantworten müsste.

© Apollon

Aschenfell und Dachsklaue unterhielten sich nicht großartig, als sie auf die beiden Schüler warteten, nach denen der braunweiße Kater aufmerksam Ausschau hielt. Letzendlich entdeckte er die beiden kleineren Katzen wieder, wie sie aus dem Schülerbau trotteten und zu ihnen kamen. Erdpfote sah noch müde aus - war er gestern auf der Großen Versammlung gewesen? Er wusste es nicht. Er hatte ihn zwar nirgends gesehen, aber auch nicht auf ihn geachtet oder ihn gesucht. Und ganz ehrlich, hätten sie nicht dieses laute Wortgefecht geführt, dann hätte er die Heiler auch nicht großartig wahrgenommen, denn er fixierte sich auf Gesprächspartner und später auf die Anführer. Die waren präsent.
Er fuhr sich mit der rechten Pfote schnell über das Ohr, dann stand er auf und preschte durch den Durchgang, blickte allerdings noch mal über die Schulter zu Kirschpfote zurück.
»Komm, du willst doch Jagen lernen.«

Birkenjunges

Er wachte auf. Über ihm sah er die Decke der Kinderstube. Er drehte sich in seinem Nest um und rollte sich abermals zusammen, um noch ein wenig zu ruhen. Der winzige, dunkelbraune Kater machte die Augen zu, aber das Loch in seinem Magen war zu groß und seine Kehle fühlte sich trocken und rau an. Im Bau war es warm, die Luft war stickig und dick. Birkenjunges rappelte sich schwerfällig auf und schlenderte aus der Kinderstube.
Draußen wehte frischer Wind, der ihn erzittern ließ. Er plusterte sein Fell auf. Neugierig sah er sich im Lager um. Das hatte er noch überhaupt nicht getan. Das Kätzchen überlegte, ob es seinem Bruder einen Besuch abstatten sollte, aber entschied sich dagegen. Im selben Moment entdeckte er den Frischbeutehaufen. Verführerisch duftende Kaninchen häuften sich in der Mitte der Kuhle, er fühlte sich, als könne er gleich alle auf einmal verspeisen. Stattdessen nahm er keins. Er traute sich nicht eines zu nehmen, wahrscheinlich wurde seine Mutter sauer oder Wolkenstern oder so. 
Sein Blick schweifte weiter und blieb an einem Bau hängen - ob das der Heilerbau war?
Birkenjunges folgte dem Geruch von Kräutern, hielt vor dem Eingang inne.
>>Falkenjunges? Falkenjunges bist du da?<<, flüsterte er ins dämmrige Licht des Baus. Seine goldenen Augen konnten in der Dunkelheit keine Anhaltspunkte finden.
>>Falkenjunges???<<, wiederholte der Kater leise. 

Falkenjunges schluckte den Brei, was Rauchell erleichtert seufzen ließ. Hoffentlich würden die darin enthaltenen Stoffe auch wirken - und hoffentlich hatte sie lange genug gekaut, nicht dass noch kleine Stücken darin waren, die zu groß für seine Speiseröhre wären. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie dafür sorgen würde, dass er erstickt, nur, weil sie zu unordentlich gearbeitet hätte.
Sie klappte die eine Hälfte des schon platten und kompakten Moosnestes oben auf ihn, sodass er von beiden Seiten gewärmt war, dazu von hinten. Vorne ließ sie es offen, damit er gut atmen konnte, außerdem gab es nicht mal eine Möglichkeit, ihn überall einzupacken, außer einzurollen, wobei er aber wohl aufwachen würde.
Sie blickte schnell hinter sich, als eine weitere hohe, jüngliche Stimme etwas fragte. Es war Birkenjunges, der zu seinem Bruder wollte.
»Hallo«, antwortete sie ihm und setzte sich neben den schlafenden, kranken Kater nieder.
»Er ist hier, aber er schläft gerade. Du kannst trotzdem rein kommen.«

» Rosenjunges

Erschrocken machte sie einen Satz nach hinten, als Natterngift sie so anblaffte und sofort neigte sie entschuldigend den Kopf.
Sie trat näher und trottete direkt vor die Königin hin. "T-Tut mir L-Leid...", stotterte sie und ließ den Kopf hängen.
Sie hatte es doch gewusst, dass sie nicht ordentlich sprechen konnte, deswegen hatte sie bis jetzt einfach geschwiegen.
Es war keine gute Idee gewesen jetzt zu sprechen, jetzt würden sich bestimmt alle nur über sie lustig machen und das wollte Rosenjunges auf keinen Fall.
Immer noch stand sie mit hängenden Ohren vor der Königin und schwieg nun. Würde Natterngift sie auslachen, weil sie stotterte oder würde sie sie verspotten?
Die schlimmsten Gedanken breiteten sich im Kopf der Kleinen aus und sie bekam Angst, dass wenn nicht Natterngift ihre Geschwister sie auslachen würden.

© Apollon

Rosenjunges

"R-Recht gut, w-wieso?", miaute sie zögerlich und hielt den Blick auf dem Boden.
Anscheinend lachte Natterngift nicht aus, das sollte sie als positiv nehmen, vielleicht waren die anderen ja auch so wie die Königin und lachten sie nicht aus.
Vorsichtig kam sie der Kätzin näher und berührte Natterngifts Vorderpfote mit ihrer kleinen. Sie tippte darauf und sah dann wieder zu der Königin hoch.
"I-Ich habe b-bis jetzt n-noch nicht g-gespielt.", gab sie zu und setzte sich ordentlich vor die Kätzin hin, bevor sie ihren kleinen Schweif um ihre Vorderpfoten ringelte.
"W-Wird Falkenjunges w-wieder gesund?", fragte sie noch, da sie sich die ganze Zeit Gedanken um das Junge machte, das Rauchfell vorhin behandelt hatte.
Schweigend sah sie die Kätzin mit großen grünen Augen an und hoffte immer noch, dass es kein Fehler war nun anzufangen mit ihr zu sprechen.
Es war ihr nach wie vor peinlich, dass sie stotterte...

© Apollon