Während sie zusammen mit ihm das Bündel aufhob und auf sein Auge platzierte, gefolgt davon, dass sie die Enden fest so umband, dass der Umschlag nicht gleich abrutschte, antwortete der Krieger ihr. Er ging darauf ein, dass er sich über die Ernennungen freute - denn neue Krieger könnte der Clan immer gut gebrauchen. Noch bevor sie groß darüber nachdenken konnte, meinte er, dass auch Heiler wichtig wären, und sie schnurrte.
Sie mochte es, respektiert zu werden, nicht in der Menge unter zu gehen.
»Genau. Oder Kriege geführt, in denen jeder ein Anführer war. Rauchstern, Aschenstern - und du dann wohl Dachsstern, oder? Jeder wollte entweder den Windclan leiten oder den Schattenclan, weil man damals noch nicht wusste, wie sie - dass sie nicht so cool sind, wie die Geschichten manchmal es darstellen. Hach, das waren schöne alte Zeiten«, antwortete sie auf seine zweite Rede, die sich auf ihre Erzählung zu Mistelpfote und Blattpfote bezogen hatte.
Er sprach nun doch das Thema an, ob er noch mehr bekommen sollte, was sie einfach beantwortete: »Nein. Also ich kann dir, wenn du willst, noch irgendwas raus suchen, aber sind die Schmerzen so stark?«
Dass er es nach dem Kampf noch einige Tage ausgehalten hatte, deutete sie eher so, dass es von der Stärke her gehen musste.

» Rosenjunges

Immer noch saß sie alleine i der Kinderstube in der hintersten Ecke.
Es war nicht so, dass sie nicht raus wollte, es war einfach nur so, dass sie nicht angesehen werden wollte, egal von wem, sie wollte auch nicht reden.
Bis jetzt hatte sie noch kein einziges Wort gesagt und sie wollte das eigentlich auch nicht ändern, sie hatte ein schlechtes Gefühl wenn es ums Sprechen ging.
Schweigend saß sie in ihrer Ecke und ließ mit einem leichten Seufzen ihren kleinen Kopf auf ihre Vorderpfoten sinken, während sie ihren Blick durch den Bau schweifen ließ.
Sie kannte die Kinderstube inzwischen auswendig und langsam bekam sie hier Hunger, aber weg bewegen würde sie sich dennoch nicht. Oder? Sollte sie es wagen?
Langsam erhob sie sich und trottete zum Ausgang, verließ den Bau aber nicht. Vielleicht würde ja ihr Vater mal wieder nach ihr sehen oder vielleicht sogar ihre Mutter, dann müsste sie nicht hinaus gehen...
Jede Katze, die jetzt die Kinderstube betreten würde, würde über die kleine Kätzin stolpern oder sie einfach über den Haufen rennen. Aber dennoch saß sie da und beobachtete das, was außerhalb der Kinderstube geschah. Aber immer noch hatte sie nicht den Mut aus dem Bau zu treten.

© Apollon

Als er aufwachte, war es nicht mehr dunkel, wie in der Nacht, sondern hell, die Sonne schien schon aufzugehen. Er blinzelte, streckte seine Pfoten im Liegen aus und spreizte die Zehen, ehe er etwas nach oben sah und dort Dachsklaue entdeckte, der augenscheinlich dabei war, ihn zu wecken. Oder es ja schon getan hatte.
Komisch, er hatte seine Stimme gar nicht gehört.
»Dachsklaue?«, fragte er, während er sich aufrichtete und leicht schüttelte, damit der Dreck aus seinem Fell fiel. Er dehnte sich, indem er sich auf die Zehenspitzen stellte und alles durchdrückte, wobei es kurz knackte, dann aber fühlte er sich besser und bereit, los zu gehen.
»Sollen wir auf Patrouille gehen?«, fragter nach, da das das Nahelegendste war.

Aschenfell folgte Dachsklaue; während er das tat, wurde ihm erklärt, dass sie jagen gehen sollten, und zwar bei den Bäumen. Die Grenzpatrouille dagegen übernahm anscheinend Wolkenstern persönlich, aber das hatte ihn nicht zu interessieren, denn er war ja für etwas anderes eingeteilt.
Er lächelte erfreut, als er hörte, dass Kirschpfote und Erdpfote mitkommen sollten, besonders der Name der Ersten machte ihn froh. Er hatte sich mit seiner Schülerin bei Sonnenhoch verabredet, jedoch würde er ihr jetzt schon beibringen, wie man Beute erlegte und danach könnten sie bleiben, wenn die anderen beiden gehen würden, wodurch sie auch einige Kampfübungen kennen lernen würde.
»Mach' ich!«, sagte er auf die Nachfrage nach, die wohl mehr ein Befehl war, ob er die beiden schnell wecken könnte, doch noch bevor er groß dazu kommen konnte, gesellte sich die grau Getigerte zu ihnen, ganz offensichtlich freute sie sich auch.
»Guten Morgen auch dir, Kirschpfote«, grüßte er zurück, breit grinsend.
Dachsklaue trug nun ihr auf, Erdpfote zu wecken, weswegen Aschenfell sich hinsetzte und ihr nachsah, als sie weg trottete, in Richtung ihrer Schlafstädte.
Nur wenig später machte sich Dachsklaue zum Lagerausgang auf, also folgte er ihm erneut, bevor er sich wieder nieder ließ und darauf wartete, dass die beiden jungen Katzen kommen würden.

Rauchfell saß am Eingang zu ihrem Heilderbau, blickte sich auf der Lichtung um, auf der ihr Bruder zusammen mit einer kleinen Gruppe anderer Krieger umher ging, bereit dazu, aufzubrechen. Auch Dachsklaue war darunter; er war ein tapferer Krieger, hatte länger diese Wunde ausgehalten, auch wenn sie an einem sehr zentralen Punkt lag, an der sie besonders schmerzte.
Sie wurde jäh aus dem Gedanken gerissen, als ein Ruf ihre Ohren ereilte. Sie drehte ihren Kopf in Richtung des Ursprungs um, wo sie Natterngift, eine der Königinnen, entdeckte, die aufgebracht zu sein schien.
»Ich komme!«, entgegnete sie hektisch, sprang auf und rannte, ohne großartig Kräuter mit zu nehmen, in den Welpenbau hinein, wo sie sich umblicke.
»Was ist los? Wem geht es nicht gut?«
Junge waren besonders empfindlich; ihr Immunsystem noch nicht wirklich entwickelt, weswegen schnelles Handeln manchmal über Leben oder Tod entscheidete - zumindest hatte ihre Vorgängerin das so gesagt.

Sie hörte der Königin zu, die ihr erklärte, dass es Birkenjunges zwar gut ging, es um Falkenjunges aber schlechter stand. Sie blickte auf den jungen Kater hinab, und tatsächlich, er zitterte stark. Sie setzte ihre Pfote leicht auf seine Stirn; ja, er war ungewöhnlich warm. Eindeutig Fieber. Wenn nicht sogar mehr. Eine schlimmere Krankheit wie der Grüne Husten - oder gar der schwarze! - konnte der Clan nicht verkraften, das konnte er eigentlich nie, denn sie brachten immer riesige Verluste an Kriegern mit sich. Und Junge waren eben auch nicht verschont.
»Ich kann ihm etwas gegen das Fieber geben«, sagte sie, »und wir müssen hoffen, dass es ihm heute Abend besser geht und es nichts Schlimmeres ist.«
Sie blickte Natterngift ins Gesicht.
Sie musste schreckliche Angst um ihr Junges haben, was die ehemalige Kriegerin fürchtete, denn sie hatte nie Junge gehabt, konnte sich aber vorstellen, wie man sich fühlen müsste, wenn das eigen Fleisch und Blut sterben konnte, wo es doch gerade so jung war und kaum etwas von der Welt da draußen gesehen hatte.
»Du, du kannst gerne mit in meinen Bau kommen und, und bei ihm, äh, bleiben.« In diesem Satz verfiel sie wieder in das alte Muster, leicht zu stottern und leiser zu sprechen, denn das ganze hier machte die ängstlich.
Sie durfte nicht versagen!

Ohne, dass sie es erwartete, schaute einer der Krieger in der Kinderstube vorbei; Rauchfell drehte sich kurz in dessen Richtung um und nickte ihm höflich zu. Soweit sie wusste, hatte er keine Jungen, die zur Zeit noch hier aufgezogen wurden, aber es ging sie nicht viel an, was er wollte; vielleicht hatte er nur den gewissen Aufruhr bemerkt - und das Leben des Junges war wichtiger.
Sie leckte an der Flanke des Jungen entlang; es war zwar innerlich viel zu überhitzt, aber sie wusste, dass einem bei Fieber unglaublich kalt war und hoffte, dass sie ihn damit etwas aufwärmen konnte. Dabei blickte sie wieder zu der Kätzin hinauf, die sowohl Lichttänzer antwortete, als auch dass sie sich an sie wandte und auf Wolkensterns Junge zu sprechen kam, auf die sie deutete und für die sie verantwortlich war. Sie blickte sich die kleinen an; ein großer Haufen, der aus fünf oder sechs winziger Miezen bestehen musste. Niedlich.
»Hab-ehn die schon, äh, Namen?«, fragte sie nach, blieb aber geduckt, sodass sie sich weiter Falkenjunges widmen konnte. Noch dieses eine Gespräch, denn das interessierte sie wirklich - gut, nicht unbedingt die Namen, aber was nun genau mit ihnen war -, dann würde sie sich um ihn kümmern. Dafür müsste sie bestimmt noch mehr Moos suchen, in das sie ihn einmuscheln können würde, denn sie konnte nicht die ganze Zeit mit der Zunge über ihn fahren.

Birkenjunges

Er sah Falkenjunges besorgt an. Wenn er nicht wieder gesund werden würde...!
Voller Angst seinen Bruder zu verlieren begann er zu zittern. Der winzige Kater legte den Kopf auf die Pfoten und schmiegte sich an Natterngift. Falkenjunges durfte nicht sterben! Er durfte durfte durfte nicht! Falkenjunges wirkte in seiner Erinnerung noch dünner und kleiner als sonst. Birkenjunges fühlte sich erbärmlich und mies. Der Hunger im Magen fühlte sich an wie ein tiefes Loch aber er wollte nichts essen wo es Falkenjunges so schlecht ging. Wie konnte er denn krank werden? Seine Brust schnürte sich vor Schuld zusammen.

Birkenjunges

Er war unglaublich müde und konnte doch nicht schlafen. Er konnte sich nicht vorstellen zu schlafen während sein Bruder drüben ihm Heilerbau litt. Natterngift legte den Schweif um ihn. Obwohl ihm heiß war, begann er zu zittern. Erschöpfung breitete sich in seinem ganzen Körper aus.
>>Wie geht es dir, mein Kleiner?<<, fragte seine Mutter.
Birkenjunges kniff die Augen zusammen. >>Ich habe Angst um Falkenjunges!<<
Er fühlte sich elend. Müdigkeit, Hunger, Angst und Schuld ballten sich zu einem dicken bitteren Kloß in seinem Hals. >>K-kann i-ich Falkenjunges b-besuchen?<<
Obwohl er sich nicht sicher war ob seine Beine ihn nicht tragen konnten, musste er zu ihm. Nun schon vermisste er seinen Bruder.

Natterngift hatte nun mit Birkenjunges zu schaffen, der sich an sie klammerte und vielleicht erst aufgewacht war, so wie die Heilerin vermutete. Sie wandte sich wieder dem bedürftigen Jungen zu, packte es nun am Nacken und hob es sanft auf, sodass es in seiner kleinen Welt und Wahrnehmung keine sltsamen Ruckelungen und Verwirrungen gab, die seinen Status nicht verbessern würden.
Als ihr Wolkensterns Junge noch vorgestellt wurden, blickte sie den kleinen Haufen an und schnurrte. Sie waren schon süß. Auch schöne Namen, die sie sich ausgesucht hatte.
Doch sie horchte au, als sie meinte, Blitzjunges würde der nächste Heilerschüler werden.
Huh? Schön zu wissen.
Vermutlich interessierte er sich viel für Kräuter und kämpfte nicht oft mit seinen Freunden, wobei man das noch nicht absehen konnte, hatten sie vermutlich noch nicht mal die Aigen geöffnet. Sie musterte den kleinen Kater dennoch etwas länger, dann meinte sie zu Natterngift »viel g'ück«, ehe sie auf die Lichtung ging, bis sie im Heilerbau ankam.
Sie legte Falkenjunges in ihrem Nest ab, leckte ihm noch drei mal über den Bauch, ehe sie sich an ihre Kräutersammlung richtete und etwas suchte, das gegen Fieber gewirkt hatte.
Sie hatte einmal Fieber miterlebt, wenn auch nicht persönlich, aber die alte Heilerin hatte explizit nach Mutterkraut gesucht, also suchte sie dieses auch. Einzelne Szenen aus ihrer Nicht-wirklich-Ausbildung hingen noch ganz genau drin, andere nur verschwommen, und dass es in diesem Fall eines der ersten war, war gut.
Sie schnupperte an den Mitteln, ehe sie meinte, das richtige gefunden zu haben. Vom Aussehen her passte es auch. Sie nahm es zwischen die Zähne, kaute es grob zu einem Brei, den sie ihm schnell in den Mund eintrichterte. Sie nahm keinen Honig dazu, weil sie keinen da hatte; außerdem war er in einem Zustand, in dem das für ihn auch keinen großen Unterschied machen würde.
Sie hoffte auf seinen Schluckreflex, schob den Brei tiefer in seinen Rachen und beschleunigte diesen Vorgang damit.

Birkenjunges

Er war dankbar für das Zutrauen das seine Mutter ihm gab. Bei dem Gedanken an eine Maus lief ihm das Wasser im Maul zusammen. Als er hörte, das Falkenjunges wieder gesund werden würde, ging es ihm gleich besser, trotzdem machte er sich Sorgen um ihn. Rauchfell war eine gute Heilerin davon war er überzeugt.
>>Okay! Morgen gehen wir Falkenjunges besuchen<<, maunzte er und freute sich auch sofort darauf.
Er schloss die Augen denn immer noch fühlte er sich, als könne er mindestens 5 Monde schlafen. Der Kater riss das Maul auf und gähnte herzhaft. Bald glitt er in einen tiefen Schlaf.