Als der junge Kater aufwachte, war er nicht mehr am Beutehaufen auf der Lichtung, dafür immer noch an seine Mutter gelehnt, an der er auch eingeschlafen war. Bestimmt hatte sie ihn wieder in die Kinderstube gebracht, nachdem sie dieses tolle Abenteuer unternommen hatten, nachdem sie so spät abends noch Frischbeute probiert hatten! Nun war es auch schon Sonnenhoch, als er aufwachte, da es gestern so spät geworden war. Jedoch-
jedoch war das nicht das Erste, was ihm auffiel, als er aus dem Schlaf aufschreckte, sondern viel mehr registrierte er sofort, was ihn geweckt hatte. Ein lautes Schreien, ganz grell und schrill, und er legte die Ohren an, damit es leiser wurde. Wurde es aber nicht wirklich. Auch, dass er sein Gesicht in Mamas Fell vergrub, half nicht viel.
Währenddessen erklangen auch dumpfe Seufzer, oder wie er es beschreiben sollte. Er blickte auf, wollte wissen was da passierte, auch wenn er ahnte, dass es ihm nicht gefallen würde.
Er starrte von hinten auf den Rücken einer großen, goldenen Kätzin, die er nicht benennen konnte, aber es waren weder Mama noch Papa. Seine Geschwister auch nicht. Er stand auf, nun die lauten Geräusche fast ignorierend und die Ohren neugierig aufgestellt, und sprang um sie herum, das in einem großen Bogen, denn er fürchtete sich doch irgendwie, was ihn auf der anderen Seite erwartete.
Er konnte es ja nicht wissen.
Doch bald sah er es. Hinter ihr war eine kleine Pfütze Blut; wo das wohl her kam? Es hatte doch nicht etwa ein Kampf stattgefunden, oder?! Und er hatte ihn doch nicht verpasst! Das wäre schrecklich! Oh nein!
Noch erstaunlicher war es, als er meinte, ein kleines Köpfchen unter dem Schweif zu erkennen. Schnell folgte der restliche Körper, und er sprang erschrocken zurück. Wo war das denn jetzt her gekommen?! Heiliger Sternenclan, das war total komisch!
Er wollte sich das winzige Kätzchen anschauen, aber traute sich nicht, näher zu treten.
Aus etwa einer Fuchslänge Entferung starrte er also die goldene Kätzin an und deren Babys, von denen er nicht wusste, dass sie es waren. Er wusste nur, dass hier was ganz Seltsames geschah!

_____

LÖWENMÄHNE
»Schöner, entspannter Morgen - nicht«

Löwenmähne gähne, streckte sich im Kriegerbau und spreizte seine Zehen, sodass diese etwas gedehnt wurden. Es folgten weitere kurze Dehnungsübungen und eine Katzenwäsche für sein goldenes Löwenfell, bei dem er auch die Buschel, die er selber als Mähne bezeichnete, nicht ausließ.
Im Kriegerbau waren nicht mehr viele Katzen, denn es war schon Sonnehoch, wie er durch das einfallende Licht erkennen konnte. Er blickte kurz auf, starrte an die Decke, als er sich entsinnte, dass er die Morgenpatrouillen verpasst hatte, obwohl er vielleicht eingeteilt war, doch lange hielt er sich nicht mit einem schlechten Gewissen auf. Es war zu spät, um es zu ändern, und es wurden ja auch nicht jeden Tag alle Katzen eingefordert, so hoffentlich heute er nicht. Wenn doch, war am Arsch, aber irgendwie würde er das schon gebogen bekommen. Bekam er ja meist immer.
Er gähnte ein weiteres mal, als er am Bauausgang stand und auf die Lichtung starrte. Nicht viel los, außer einer Geburt, die ihn nicht groß interessierte. Junge waren nicht sein Ding, er fand sie nicht schlimm, aber auch beim besten Willen nicht toll, und es wurde viel zu viel Drama gemacht, wenn Junge auf die Welt kamen. Alle mussten dreißig mal gratulieren und zweihundert Mal fragen, wie sie denn heißen, auch wenn man es doch schon weiß.
Wenigstens würden es hübsche Katzen werden, hoffte er, denn die Mutter war gold und goldene Katzen waren die Schönsten, oder aber ganz Schwarze oder ganz Weiße. So fand er. Er war ja auch eine - und ja, er fände sich attraktiv, wäre er eben nicht er selber.
Er rümpfte dennoch die Nase, denn er musste nicht zusehen, wie kleine Junge geboren wurden. Sein Blick schweifte zum Lagerausgang, an dem es ruhiger sein könnte- und an dem Eismond saß, Froststerns Bruder.
Sich mit ihm anzufreunden wäre nicht schlecht, dachte er und richtete seine Ohren auf. Seine Pfoten trugen ihn zu dem Kater, neben dem er sich absetzte.
»Guten Morgen Eismond«, er nickte den Kopf.

Eismonds erste Worte an ihn gewandt waren die, über die er kurz zuvor auch nachgedacht hatte.
Ja, er wusste, dass er verschlafen hatte.
Ja, er hätte eingeteilt werden können. Aber anscheinend war es es nicht, denn dann hätte nicht so ein Vorwurf ihm gegolten, sondern ein richtiger, mit einer konkreten Nennung eines Ortes und von Namen. Er blieb also entspannt und machte sich nicht zu viele Sorgen. Er hatte ja nichts angestellt. Und selbst wenn, man hätte ihn ja auch wecken können, oder? Selber Schuld also.
»Na, so wie es aussieht habe ich es doch nicht verschissen.« Er lächelte ein wenig, bewegte dabei aber auch nur seine Mundwinkel. Er wandte ich vom Wald ab, sah nun den Bruder des Anführers direkt an.
»Weil das Drama um die Geburt, das brauch ich nicht«, antworte er auf seine zweite Frage, weshalb er zu ihm gegangen war. Sonst täte das niemand. Bemitleidete sich da jemand selbst? Oder hatte er nur wahre Tatsachen erkannt? Löwenmähne wusste es nicht, denn er hatte nicht viel Kontakt zu ihm und wusste nicht viel mehr, als dass er eben gleiches Blut mit dem höchsten Tier hatte.
»Und weil du auch hier und nicht dort bist und bestimmt nicht nervst.«
Er mochte Drama, aber nur, wenn es um ihn ging. Er mochte Aufmerksamkeit. Aber gerade stank es ihm, wenn es nur wegen Katzenwelpen war, die noch nicht einmal ein funktionsfähiges Gehirn hatten - oder gab es irgendwen, der noch wusste, wie seine Geburt war? Nope.

Gleich geschafft!

»Marmorschwinge sah stolz zu Goldstreif hinunter, als sie auch dem zweiten Junge leben schenkte. Sofort bückte sich die Heilerin zu dem kleinen, feuchten und blutverschmierten Bündel hinunter und zerkaute die Fruchtblase, damit das kleine Atmen konnte. Unmittelbar danach leckte sie dem kleinen Fellbündel ein paar Mal gegen den Strich, um es zu erwärmen und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Als sie sicher war, dass es atmete, sah sie wieder zu Goldstreif auf. „Das machst du wunderbar!“ miaute die Heilerin. Mit einer Pfote tastete sie nochmal nach dem Bauch der Königin, doch wie sie es bereits festgestellt hatte, war nur noch ein Junges übrig. Es hätte ja sein können, dass sich noch eins versteckte, doch nach diesem Abtasten gerade, war sich die Heilerin sicher. Etwas wuselte unter ihren Pfoten durch, als die Heilerin das zweite Junge sah. Es quiekte, ein Gutes Zeichen. Ein Schmunzeln erschien auf den Lippen der Heilerin. Sanft packte sie das Junge und drehte es in die Richtung, in der es die Zitzen seiner Mutter finden würde. Marmorschwinge nutzte gleich die Gelegenheit und sah nach dem Geschlecht der beiden Jungen. Sanft lächelte sie, dann sah sie Goldstreif wieder unterstützend an. „Ein Kater und eine Kätzin!“ sagte sie ruhig und beobachtete dann die frisch gebackene Mutter. Wo war eigentlich Krallenpfote? Immer wenn etwas sehr lehrreiches und wunderbares geschah war sie gerade nicht da. Kurz wanderte ihr Blick durch das Lager, als sie Eismond und Löwenmähne am Rande der Lichtung sitzen sah. „Ich brauche etwas Moos mit frischem Wasser!“ miaute sie und sah dabei Löwenmähne an. Eigentlich war es ihr egal, wer von den beiden Wasser holte, solange er es tat. Zur Zeit hatten die beiden eh nichts zu tun. Ihr scharfes Miauen ließ kaum eine Widerrede zu. Also wandte sich Marmorschwinge wieder der werdenden Mutter und ihren bereits lebenden Jungen zu. Bald hätte sie es geschafft. Sorgfältig entfaltete sie ihr Kräuterbündel und holte schon einmal die Himbeerblätter hervor. Sobald auch das letzte Junge da war, würde sie ihr die unter die Nase halten. Bis dahin schenkte sie der Kätzin Mut und Kraft mit ihren Worten. «

Führe sie durch Himmel und Hölle, führe sie weise, aber pass auf! Jeder Pfad kann dazu führen, dass selbst du dich verläufst!

© Hel

Löwenmähne zuckte mit dem Schweif und wandte den Kopf um, als er einen Befehl von Marmorschwinge hörte, der gut an die beiden gerichtet sein könnte. Goldstreif jedenfalls würde sie nicht bitten, Wasser zu holen, wenn sie in den Wehen lag oder wie weit auch immer ihre Geburt fortgeschritten war.
»Na dann«, murmelte er, mehr zu sich als zu Eismond. Er stand auf, schüttelte seinen Pelz, und schon kam die Frage, wo sie hingehen wollten.
Schön, man überließ ihm die Planung. Das gefiel ihm. Besonders vor einem Kater, der schon höher als die Allgemeinheit stand; sie lebten hier nicht im Flussclan, die an jeder Ecke ertrinken konnten. Aber dennoch wusste er, wo er nasses Moos her bekommen könnte.
»Ich habe letztens beim Berg einige Pfützen gesehen. Das sollte reichen; und das Moos meines alten Schülernestes sollte noch da sein.«
Er hatte ganz einfach vergessen, es weg zu räumen und er hoffte gerade, dass Gepardenpfote genug mit sich zu tun hatte, als dass sie seine Arbeit noch machen würde. Die letzten Tage hatte er wenig mit ihr gesprochen - und andere Schüler achteten auf so was nicht mal.
Er wandte sich also schnell um, trottete auf schnellen Pfoten in den Bau, in dem er lange gehaust hatte, und blickte in die Ecke, in der er sonst immer gelegen hatte. Nicht weit entfernt von seiner gefleckten besten Freundin.
Tatsächlich, das Nest war noch da! Plattgelegen, aber bestimmt noch saugfähig. Und wenn Goldstreif mehr haben wollte, sollte sie selber gehen, er trug keine ahresrationen mit sich herum, und Eismond bestimmt auch nicht.
Er schnappte sich also das Moos und ging wieder zum Lagerausgang zurück.
Er nickte noch in Richtung Wald, dann begab er sich fort.

tbc. Der Berg

Der werte Herr hat gerufen?

»cf: verlassene Hütte

Trotz der schweren Beute in ihrem Maul konnte Leopardenwind mit eleganten und geschmeidigen Schritten das Lager erreichen. Irgendwo zwischen dem alten Zweibeinernest und dem SchattenClan-Lager hatte sie Finsterwolke überholt, aber das war ja, dank seiner Pfote, nicht allzu schwer gewesen. Sie betrat also das Lager und noch bevor sie sich umsehen konnte, lief sie auf den Frischbeutehaufen zu. Wie durch einen Tunnelblick visierte sie den Haufen von Frischbeute an und ließ schließlich, als sie ihn erreicht hatte, die Krähe und die beiden Mäuse fallen. Erleichterung machte sich in ihr breit, als sie dieses Gewicht endlich los war. Seufzend schüttelte sie sich kurz, bevor sie endlich das Lager und die Geschehnisse im Lager betrachtete. Goldstreif schien gerade ihre Jungen zu bekommen, Marmorschwinge war bei ihr. Da sie die Katzen dort nicht stören wollte, nahm sie ihren Blick von ihnen und ließ ihn weiter durchs Lager schweifen. Zu ihrer Enttäuschung war Eismond nicht da. Wo er wohl steckte? War er immer noch auf Patrouille? Etwas Trauer spiegelte sich für einen Moment in ihren Augen, doch dann fiel ihr Blick auf den Anführer, der vor seinem Bau saß. Gestern Abend hatte er gesagt, dass er mit ihr reden wollte. Da er gerade nichts besseres zu tun hatte und auch Leopardenwind erst einmal keine weiteren Pflichten hatte, beschloss sie, dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Kopfschüttelnd, um ihre Gedanken über diesen verfluchten Krieger los zu werden, und mit eleganten, etwas größeren Schritten trat sie an Froststern heran. Vorsichtig, aber mit Respekt neigte sie ihren Kopf vor dem Anführer. „Du wolltest mich gestern Abend sprechen?“ fragte sie vorsichtig, ihr Blick war aber fest. Von ihrer Unsicherheit war nichts zu sehen, wie eigentlich fast immer verhielt sie sich professionell. Sie setzte sich und legte ihren Schweif um ihre Pfoten, während sie auf eine Antwort wartete. Nebenbei richtete sie ab und zu ihre Ohren auf den Lagereingang. «

Scars will never heal... not in my heart.

© Hel

Na das wird ja immer besser!

»Marmorschwinge war immer noch damit beschäftigt, Goldstreif zu unterstützen, als sie hinter sich eine Stimme hörte. Doch sie achtete kaum weiter drauf, auch wenn sie ihren Namen hörte. Lediglich ihre Ohren zuckten in die Richtung, aus der die Stimme kam. Laut der Stimme musste es Finsterwolke sein, aufgrund des Blutes der Königin konnte sie es nicht eindeutig ausmachen. „Siehst du nicht ich bin beschäftigt!“ murmelte sie genervt, allerdings so leise, dass er sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gehört hatte. Sie war Heilerin, es war ihre Pflicht, sich um jede Katze zu kümmern, die zu ihr kam! Sie zuckte kurz mit dem Schweif und lauschte seiner Beschreibung. Er hatte sich wohl an der Pfote verletzt. Seufzend ließ sie ihren Blick immer noch auf der Königen gerichtet, ihre Pfote fuhr ihr erneut über den Bauch um zu tasten, wie weit sie bereits war. Doch in ihren Gedanken war sie gerade ganz woanders. Warum verletzten sich in letzter Zeit nur so viele Katzen? Waren sie jetzt alle schwach geworden? Aber nein, die Krieger waren soweit alle Fit, doch die Kämpfe gegen Fuchs und WindClan hatten dem Clan zugesetzt, was Marmorschwinge zu denken gab. Nun verletzte sich auch eine Katze nach der anderen einfach so, ohne etwas mit den Geschehnissen zu tun zu haben. Goldstreifs Junge waren zur Zeit der einzig gute Aspekt. Aber es glich nur einem kleinen Lichtblick an einem wolkenverhangenen Tag. Da sie den Kater immer noch hinter sich vermutete, wagte sie einen kurzen Blick. Seine Pfote sah wirklich viel zu dick aus, im Vergleich zu der anderen war sie auf das Doppelte angeschwollen. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie den Stellvertreter an. „Wie hast du das denn geschafft?“ fragte sie verblüfft, bevor sie sich wieder zu der Königin umdrehte und ihr erneut Mut zu sprach. Dann zuckte sie kurz mit dem buschigen Schweif. Ohne sich zu de Krieger um zu drehen, fuhr sie fort. „Hör zu, ich habe gerade alle Pfoten voll zu tun. Aber da das wirklich schlimm aussieht, gehe doch schon einmal zum Heilerbau und warte dort. Entweder Krallenpfote oder ich werde uns dann so schnell wie möglich darum kümmern!“ in ihrer Stimme lag wäre und obwohl sie ihn nicht ansah, funkelte etwas Amüsiertes aber auch Stolz in ihren Augen. Der Kater war freiwillig zu ihr gekommen, jedenfalls sah das so aus. Normalerweise taten das nicht viele. Die meisten Katzen taten immer so, als wären sie schwach, sobald sie zu ihr kamen. Dabei fiel ihr ein, dass Froststern ja auch noch da war, um den sollte sie sich auch noch kümmern. «

Führe sie durch Himmel und Hölle, führe sie weise, aber pass auf! Jeder Pfad kann dazu führen, dass selbst du dich verläufst!

© Hel