Morgenschweif wachte erst kurz vor Sonnenhoch auf und da der Bau der Krieger nicht unbedingt bis zum Rand gefüllt aussah, nahm er an, dass viele schon unterwegs waren, um zu jagen oder das Territorium zu patrouillieren. Er hatte also die Ankündigung Schneegöttins verpasst. Aber niemand hatte ihn geweckt, also war er vermutlich nicht irgendwo eingeteilt gewesen - gut, also kein Ärger.
Der gefleckte Kater streckte sich noch in seinem Nest, bevor er aufstand und gleiches noch mal tat. Einmal fuhr er mit seiner Zunge über sein Fell, dann machte er sich daran, sich kurz umzublicken. Einzelne Körper bewegten sich doch noch sacht im Schlaf atmend, und eine Silhouette konnte er sitzend erkennen. Es war nicht mehr so dunkel hier drin wie am Abend, wo er meistens raten musste, und er konnte die Katze schnell als seine Halbschwester ausmachen. Er mochte sie, und es war fast schade, dass er erst als Schüler angefangen hatte, Kontakt mit Baumwollblüte aufzunehmen.
Ohne zu zögern bewegte er sich auf sie zu, schnurrte, als er neben ihr stehen blieb und legte automatisch ein Lächeln auf sein Gesicht.
"Hey, guten Morgen."

MORGENSCHWEIF | 002

"Ja, traumlos, aber trotzdem gut", antwortete der Krieger, bevor er die Gegenfragte stellte: "Du?"
Er schlug den Schweif gelassen hin und her, bis er gähnen musste und es nicht unterdrücken konnte. Mit einem Blick entschuldigte er sich, dann entschied er, sich hin zu setzen.
"Hast du heute irgendwas vor?", fragte er.
Natürlich wäre er bereit, etwas mit ihr zu unternehmen, wenn sie wollte. Aber nicht nur deswegen hatte er gefragt, sondern auch, um einfach das lockere Gespräch fortzusetzen und keine peinliche Stille einsetzen zu lassen.
Wenn sie etwas vorhätte, würde er sich vielleicht jemand anderen suchen, auch wenn er noch niemand genauen im Kopf hatte. Aber nur alleine rum zu sitze war auch nicht unbedingt das, was er heute machen wollte.

MORGENSCHWEIF | 003

Genau wusste Morgenschweif nicht, was Baumwollblüte damit meinte, dass ihr etwas fehlt - sie selber anscheinend auch nicht. Ein Gefährte? Das war das Erste, das ihm in den Sinn kam. Er kannte sie wohl zu wenig, um genau die Bedeutung dieser Worte zu verstehen - und das war irgendwie schade. Sie war ein eigentlich enger Verwandter und er wollte sie nicht nur als fast-Fremde ansehen müssen. Aber nachzufragen wäre etwas unhöflich, nahm er an, und er ließ es bleiben.
Außerdem sprach die Kätzin weiter, antwortete auf seine Frage. Sie sprach von 'wir', und Morgenschweif erkannte, dass das so etwas wie eine Einladung zum Laden sein sollte, die er nicht ausschlug. Irgendwie hatte er ja auch auf das rausgewollt, also traf es sich sehr gut.
Er stand auf, folgte ihr mit schnellen Schritten.
"Wohin wollen wir?", fragte er dann. Sie war zielstrebig zum Lagerausgang getrottet, er vermutete, dass sie schon eine Idee hatte. Oder wenn nicht, dann würde er einfach spontan etwas entscheiden.

MORGENSCHWEIF | 004

"Nein, nein, hab' ich nicht", antwortete der Gefleckte und setzte neben seiner Halbschwester seinen Weg fort. Jagdgebiet klang gut und nun, es war auch das Logischste.
Er freute sich aufs Jagen. Er konnte sich dann so frei fühlen, zumal dies zu einer seiner Stärken zählte. Hunger hatte er noch keinen, aber nachdem er sich gleich ausgepowert haben würde, würde das auch schon noch kommen, und selbst wenn nicht, er hatte auch seine Clankameraden zu versorgen. Und dass er mal wieder - oder eher überhaupt - mit seiner aktuell engsten Verwandten unternahm, war auch etwas Tolles. Seine Eltern lebten zwar noch, aber er besuchte sie selten. Vielleicht zu selten, und er sollte etwas daran ändern, aber .. er vergaß es immer und hatte dann etwas anderes zu tun. Jetzt gerade auch.
Er seufzte, bevor er den Gedanken abschüttelte und sich durch den Lagerausgang begab, mit dem Wissen, dass Baumwollblüte bestimmt hinter ihm lief.

tbc. das Jagdgebiet.

Mit einem Eichhörnchen und einer Maus im Maul kam Morgenschweif alleine wieder ins Lager, ohne Baumwollblüte. Die hatte ihm Kupferbart während der Jagd abgenommen, wobei das das falsche Wort war, vielleicht eher weggeschnappt.
Der Gefleckte begab sich zum Beutehaufen, legte auf diesem sein Gefangenes ab und sah sich danach noch vor Ort um. Er sah Kastanienpelz, Herbstblüte und Feuervogel beieinander sitze, oder eher die beiden Kätzinnen, und der Kater gesellte sich soeben erst zu ihnen. Sollte er sich auch mit dazu setzen, oder besprachen sie etwas, das ihn nichts anging?
Er gähnte einmal, lange war er ja noch nicht wach, dann entschied er sich dagegen und begab sich an einen sonnigen Fleck nicht direkt in der Mitte, aber auch nicht am Rand der Lichtung, wo er sich hin legte und die Sonne auf sich scheinen ließ.