Meine Augen sind glühende Vollmonde, als ich den Blick auf den kleinen Teich zu meinen Pfoten richte. Die Wasseroberfläche ist still, so unglaublich still, dass sie zu einem vollkommenen Spiegel meiner unbeständigen Welt wird. Abertausend Lichter glitzern auf dem nassen Schwarz, als wäre der Nachthimmel selbst in den Tiefen des Teichs ertrunken.
Ich trete näher, bis meine Augen im Wasser aufflammen wie Zwillingssonnen. Mein Pelz gleich dem endlosen Silbervlies; ein vom Lichtern durchsetztes Schwarz, das sich kaum auf der Oberfläche abzeichnet.

Bevor ich meine Schnauze senke, um das sternendurchtränkte Wasser zu berühren, richte ich meine leuchtenden Seelenspiegel auf dich, mein geehrter Zuhörer. Auf dich, der mich mit einem neugierigen, abwartenden, ehrfurchtsvollen Blick bedenkt. Du sollst mir willkommen sein! Vielleicht bist du zum allerersten Mal hier, um mir deine Aufwartung zu machen. Vielleicht bist du mir schon unzählige Male gegenüber gesessen. Vielleicht bist du gekommen, weil du eine Aufgabe zu erfüllen hast. Vielleicht hat dich der Zufall oder das Sternenlicht selbst zu mir geleitet. Zu mir, der ewigen Beobachterin. Der Geschichtenerzählerin.
Ich bin älter als du, älter als die Clans, die dich geboren haben. Manche sagen, ich wäre die Erste gewesen. Die erste Katze in den Sternen. Und womöglich werde ich auch die letzte sein. Die letzte Katze, deren helle Augen auf die Welt hinabblicken.

Aber heute bist du nicht gekommen, um meinen persönlichen Erzählungen zu lauschen, um dir die Geschichte meines Lebens anzuhören. Nein, heute bist du hier, weil du über den WolkenClan erfahren möchtest. Über den Clan, der den Wald verließ, der vergessen wurde und zurück zu seinen Wurzeln kehrte.
Nun, liebster Zuhörer, dann spitz deine Ohren und nimm neben mir Platz. Berühr gemeinsam mit mir das kühle Wasser und sieh, was es dir zu erzählen hat. Sieh, was ich dir zu erzählen habe.

…

Damit ich dieser Geschichte gerecht werden kann, musst du wissen, dass die Geschichte eines Clans auch immer die Geschichte seiner Katzen ist. Denn jede einzelne von ihnen formt den Clan. Verändert und gestaltet ihn. Und wie eine kleine Wolke am Himmel hat auch der WolkenClan zahllose Formen angenommen und zahllose Gesichter getragen.
Beginnen wir also mit dem Offensichtlichem. Beginnen wir bei den Katzen, die den Clan geleitet haben, während sie auf die Zeichen der Sterne hörten. Beginnen wir bei den Anführern des WolkenClans.

Hast du schon von Bärenstern und Kreuzstern gehört? Sie waren Vater und Sohn. Und verbunden, weil die Führung in schweren Zeiten auf ihren Schultern lastete. Weil sie es gewesen waren, die den Clan auf einen neuen Pfad führten. Auf einen neuen Pfad und in eine neue Heimat, fernab ihrer bekannten Welt. Zurück an einen Ort, den man vor langer, langer Zeit verlassen - hinter sich gelassen - hatte.

Warum fragst du mich, warum. Warum hat der Clan vor so langer Zeit den Wald verlassen?
Ich erkenne, dass du das Lächeln aus meiner Stimme heraushörst. Ich erkenne es am Aufleuchten deiner Augen und an deinen gespitzten Ohren. Du hast wahrlich ein Händchen dafür, zu erkennen, wo sich eine Geschichte verbirgt, die es wert ist, erzählt und gehört zu werden. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag, neugieriges Kätzchen. Lass mich dir nun weiter vom WolkenClan erzählen, den das Schicksal in fremde Lande führte.

Wenn ein Stern fällt, steigt ein neuer auf; Als Kreuzstern ein Teil des unendlichen Silbervlieses wurde, brach Buntsterns Ära an.
Buntstern, liebste Buntstern, welch gute Seele du warst! Und wie viel du verlorst auf der Reise, die dein Clan unweigerlich antreten musste. Dein Herz muss gesplittert sein, als deine Mutter und dein Schüler vor dir zum SternenClan gingen. Du hast wahrlich alles für deinen Clan gegeben, so viel Herzblut, so viel Liebe. Wandle nun friedlich durch sternenbedeckte Wiesen und Wälder, du hast es dir verdient.

Die Wasseroberfläche kräuselt sich und zeigt dir das Bild einer Katze, erkennst du sie? Sie ist vom  Leben gezeichnet, von mehreren Leben. Lange, blasse Narben zieren ihren Körper und können doch nicht über die Stärke hinwegtäuschen, die in ihren meerblauen Augen funkelt.
Natürlich sehen wir ein Bild von Falbenstern vor uns - du kennst sie, oder?
(Wer tut das nicht, wer tut das nicht.)
Falbenstern, gequälte, starke Falbenstern, vor vielen Monden batst du uns Katzen in den Sternen um Beistand, um einen Tyrannen zu stürzen. Und welche Katze hätte den Segen des Sibervlieses mehr verdient, welche Katze?

Und so schien langsam aber sicher Frieden im Wald einzukehren; ein Frieden so zerbrechlich wie trockenes Herbstlaub. Aber immerhin war es Frieden.
Doch das Schicksal wollte es dir wahrlich nicht leicht machen. Vielleicht war dein Weg auch einfach nie dazu bestimmt, ein einfacher zu sein.
Denn gerade als der Clan sich eingewöhnte, kamen die Zweibeiner und störten, zerstörten die neu gefundene Sicherheit. Nichts blieb von den gnadenlosen Händen der Zweibeiner verschont. Oh Katzen des WolkenClan, ihr habt gelernt, das Brüllen der Monster zu fürchten, es hat euch bis in eure Albträume verfolgt, nicht wahr? Aber selbst im Chaos und Wirrwarr eurer gefährdeten Existenz habt ihr uns vertraut. Uns, euren Ahnen. Den stummen Beobachtern am Nachthimmel. Ihr habt letztendlich erkannt, dass eure Heimat bei den anderen Clans sein sollte. Sein musste.
So wurden aus vier fünf.
Und ihr fandet euren Platz dort, wo Wasser in die Tiefe stürzte und Bäume sich dem Himmel entgegen reckten. Denn die Höhe und der Himmel liegen euch im Blut. Wie die Wolke steigt ihr auf, so hoch hinauf, als wolltet ihr selbst den Vögeln Konkurrenz machen.
Aber ihr wart von Anfang an entschlossen, was? Ihr habt euch um einander gesorgt, habt selbst in den dunkelsten Stunden füreinander gekämpft. Weil ein Funke, eine Flamme, ein Feuer, tief in euren Herzen ruht. Weil der Zusammenhalt in der Natur eines Clans liegt, eures Clans. Ohne Loyalität und Treue wärt ihr längst zerbrochen, hättet es niemals bis hierhin geschafft. Aber ihr habt bewiesen, dass ihr zäh und zielsicher seid, dass ihr gewillt seid, euren steinigen Pfad zu beschreiten.

Einmal mehr der Heimat beraubt, schlug der WolkenClan ein neues Lager auf. Ein weiteres Lager, ein weiterer Neuanfang. Ob die Katzen Furcht verspürten? Blickten sie mit besorgtem Blick der Zukunft entgegen? Oder vertrauten sie? Vertrauten darauf, dass die Sterne, zu denen sie Nacht für Nacht aufschauten, sie behüteten?

Nun, liebster Zuhörer, hättest du den Glauben an die Geister deiner Vorfahren verloren, wenn du den Weg in den Wolken beschritten hättest? Wärst du stark und unerschrocken gewesen? Oder eingeknickt, weil die Last auf deinen Schultern zu groß geworden ist? Hättest du dich der Finsternis zwischen den hellsten Sternen zugewandt?
Ja, vielleicht hätte ich das getan, junge Seele. Vielleicht hätte ich aufgehört, suchend zum Nachthimmel aufzublicken. Vielleicht.
Doch der WolkenClan hatte den Willen, zu bestehen. Denn wie jede Wolke am weiten Horizont hatte er eine lange Reise hinter sich, bis er am Ziel angelangte. So viele Erfahrungen; gute wie schlechte. Aber wenn ich dir eines mitgeben kann, aufmerksames Kätzchen, dann, dass man aus jeder Erfahrung lernt. Dass sie einen stärker machen.

Begleite mich weiter auf dieser Reise durch die Geschichte. Was du nun im dunklen Spiegel des Wassers siehst, sind die Grenzen des Territoriums. Neue Grenzen.
Es ist schwer sich vorzustellen, wie es sein muss, plötzlich mit Einschränkungen zu leben. Vermisste der WolkenClan seine einstige Freiheit? Bevor Katzen in den Sternen wandeln, fällt es ihnen schwer zu verstehen, dass Grenzen ein beschränktes Konstrukt sind. Ein Hindernis, das die Clans selbst erschaffen haben. Am Silbervlies jedoch gibt es keine solchen Grenzen und nur einen Clan; den SternenClan.

Aber zurück zu Falbenstern, denn ihre Geschichte hat noch längst nicht ihr Ende gefunden.
Der Tod streckte seinen Klauen nach ihrem Seelenverwandten aus, nach ihrem Gefährten. Nach Alphakralle. Und dieser Verlust zeichnete tiefe Furchen auf ihr Herz. Dieser Verlust brachte Dunkelheit über sie; finsterste Nacht. Oh Falbenstern, du warst nah dran, auch dich selbst zu verlieren, so nah. Manchmal tänzeln wir alle am Abgrund, manchmal könnte ein kleiner Windstoß uns dem unweigerlichen Fall näherbringen. Und manchmal, so unwahrscheinlich es auch erscheinen mag, manchmal bestehen wir fort. Und trotzen allen Widrigkeiten. So wie du, Falbenstern, so wie du.
Aber wir können nicht von Falbenstern sprechen, ohne auch Alphakralles Geschichte zu erzählen. Alphasterns Geschichte. Alphas Geschichte. Die Geschichte eines gefallenen Sterns. Und die Geschichte eines Neuanfangs. Alphakralle wurde unter dem Zeichen des Donners geboren, doch seine Heimat sollte er erst viel später finden; beim WolkenClan. Bei Falbenstern.
Wie lange wird es wohl noch dauern, bis die Fäden des Schicksals sie wieder zueinander führen?

Solange Falbenstern aber noch auf Erden weilt, steht ihr Windtänzer zur Seite. Loyaler Stellvertreter, treuer Krieger, gerechter Berater. Windtänzer hat sein ganzes Leben lang damit verbracht, seinem Clan zu dienen. Und er wäre sicherlich ein würdiger Anführer geworden. Aber, mein Zuhörer, dieser Moment wird nicht eintreten. Er wird sich zur Ruhe setzen, wird zu den Ältesten ziehen; zurücktreten von der Pflicht am Clan. Was wird ihn dann erfüllen?
Oder wer? Was denkst du, wird der stoische Kämpfer endlich zu Haseltraum finden? Zu seiner großen Liebe? Manchen Katzen kann man nichts Anderes wünschen, als ein glückliches Ende.
Doch wer wird folgen, wenn sich Windtänzer zur Ruhe setzt? Welchen Weg wird der Clan einschlagen? Wird ein sanfter, blauer Himmel über dem WolkenClan scheinen oder wird sich ein Sturm am Horizont zusammenbrauen?
Die Geschichten werden mir sicherlich nicht ausgehen, nein, sicherlich nicht.

Aber nun, geehrter Zuhörer, lass uns nicht weiter von den hellsten Sternen am Himmel sprechen, ein Clan muss mehr sein, als sein Anführer. Was wäre ein Clan ohne seine flinken Jäger, seine unerschrockenen Krieger und geduldigen Mentoren? Ohne die liebenden Königinnen und die weisen Ältesten?
Und ohne die Heiler. Die unermüdlich arbeitenden, fürsorglichen Heiler.

Wie Rattenschweif, dessen Leben von Anfang an von Tragödien gezeichnet war. Rattenschweif, der dem WolkenClan angehörte, als dieser an einem Ort jenseits der vier Clans im Wald lebte. So weit entfernt. So weit. Wir können von jemandem wie ihm lernen. Lernen, wie man den Kopf über Wasser hält und in der unbarmherzigsten Strömung schwimmt.
Es wäre leicht für Rattenschweif gewesen, sich in der Dunkelheit zu verlieren - er hat Mutter, Mentoren, Gefährtin und Junge auf seinem beschwerlichen Weg verloren. Doch er hat sich dem Sternenlicht zugewendet, unserem Licht. Und er hat erkannt, wozu er vom SternenClan auserkoren worden war, er hat erkannt, dass es seine Bestimmung war, ein Heiler seines Clans zu werden. Jemand, der tröstet, wenn er selbst Schmerz fühlt. Jemand, der Verständnis zeigt, wenn alle Stricke reißen und anderen immer zur Seite steht.
Ach, Rattenschweif, du mochtest dein neues Heim in der Scheune nie sonderlich, oder? Wie schwer muss es dir gefallen sein, deinem geliebten Clan hinterher zu blicken, als er einem fremden Horizont entgegenging? Du warst stark bis zum bitteren Ende, so stark.

Bärenseele führte Rattenschweifs Vermächtnis fort, trug dessen unerschütterliche Güte in sich. Er war ein geborener Heiler, empathisch und gütig. Nicht jede Clankatze muss mutig und kämpferisch sein - manchmal ist Sanftmut und Hilfsbereitschaft ausreichend. Mehr als ausreichend.

Und dann kam Waldsee; Sie wollte eine Kriegerin werden, hatte davon geträumt, eines Tages als Anführerin an der Spitze zu stehen und war doch zu einer verlässlichen Heilerin herangewachsen. Sie ist eine Katze, die ihren Sinn gefunden hat, obwohl er ihr zunächst widerstrebte. Ich war dort, als sie zum ersten Mal in die Augen der Sternenkatzen blickte, ich war dort. War auf der weichen Traumwiese, umgeben von einem ganzen Clan. Meinem Clan. Noch immer wünsche ich dir nur das Beste auf deinem Weg, Waldsee, nur das Beste.

Liebster Besucher, es ist an der Zeit. Es ist endlich an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun. Du hast bereits so viel gehört, so viel gelernt und so viel verstanden. Schreite jetzt an meiner Seite durch das Lager des WolkenClans. Stell dir all die Katzen dort vor. Erkennst du jemanden; ihre Gesichtszüge, Stimmen, Gerüche?
Denn ich kenne sie alle.
Also folge mir und werde einen Wimpernschlag lang Teil des WolkenClans. Teil ihrer Geschichte.

Schau hinüber zu Traumschleier und Nachtjunges. Wusstest du, dass die Königin im DonnerClan geboren wurde?
Und siehst du, wie sie zu Fledermausgesang hinüberblickt? Siehst du den Ausdruck in ihren glänzenden Augen? Fledermausgesang wird dazu nie in der Lage sein, wird nie sehen, was du in diesem Moment siehst. Aber das muss sie auch nicht; es gibt andere Wege, um die Welt wahrzunehmen. Und ich bin sicher, dass sie diese Wege meistern wird. Oder bereits gemeistert hat.
Dort drüben bringt Opalschimmer den Ältesten wassergetränktes Moos; er duckt sich weg von der Sonne in die tiefsten Schatten - wird ihn je eine Seele zurück ans Licht führen?
In der Nähe des Lagerausgangs sitzt Flimmerpfote und blickt in die Ferne - und träumt von einem anderen Leben, von einer Zukunft jenseits des Clans. Was meinst du, wird es ihn glücklich machen?
Eichelpfote hat sich in der Nähe niedergelassen, Bachstelzenflugs gedankenverlorener Blick ist auf den jungen Schüler gerichtet. Macht sie sich Sorgen um ihn? Sorgen, dass er noch immer an ihr früheres Leben und ihre alten Namen zurückdenkt? Daran, wie es gewesen war, durch die Wälder zu streunen, sich frei und ungebunden zu fühlen?
Ahornschatten und Brombeerherz sitzen nebeneinander und teilen sich ein Stück Beute. Sie wirken so selbstvergessen wie es nur Katzen sein können, die sich lange kennen, die sich verbunden fühlen. Und doch wiegen Geheimnisse schwer zwischen den beiden - kannst du ihr Gewicht spüren?
Und dort sitzt Wildfeuer, sein Blick hängt an einer anderen Katze - wer es wohl dieses Mal ist? Na, was meinst du? Hm, du bist wahrlich nah dran, lieber Zuhörer, schau noch einmal genau hin. Schau, wie sein Blick weiterschweift, wie er nicht an einer einzigen Katze hängen bleibt. Verstehst du jetzt?

Und das war nich längst nicht alles! Ich wünschte, ich könnte dir alle Katzen des Clans vorstellen, jede einzelne.
Honigdachs, der so viel im Namen der Gerechtigkeit geopfert hat.
Iltiszahn, der ohne seinen Clan lebte, entfernt von der Heimat - es muss das Schicksal selbst gewesen sein, das ihn zurückführte.
Pumafang, der Birkenschnee ihre Schüchternheit vergessen lässt.
Lavendelglut, die mit einem Lächeln durchs Leben geht.

Und dann gibt es Geschichten, die nicht einmal der WolkenClan gerne erzählt. Geschichten über Katzen, deren Pfoten sie an einen Ort jenseits der sanften Geborgenheit des Clans getragen haben. Katzen wie Mondblüte.
Manche würden sagen, sie ist weit gefallen. Dass sie Schande über sich gebracht hat. Aber ich - die Erzählerin tausender Geschichten - glaube, dass aus manchen Kriegern Hauskätzchen werden. Und aus manchen Hauskätzchen Krieger.
Wohin hätte sich Mondblüte wenden sollen, so ohne Gedächtnis? Ohne Erinnerung daran, dass über den klaren blauen Himmel einst weiße Wolken gezogen sind?
Die Zweibeiner haben dem WolkenClan nicht nur einmal die Heimst genommen, aber Mondblüte haben sie ein Zuhause geschenkt.

Deine Augen sind groß, junger Besucher. Das verstehe ich; Die Clans erzählen Geschichten von Jägern und Kämpfern, von Anführern und Ältesten. Aber sie erzählen keine Geschichten wie diese. Nein, das tun sie nicht.
Mondblütes Junge, Hermelinseele und Honigglanz, müssen ihre Mutter mit einem ähnlichen Blick bedacht haben. Eine Familie, getrennt und doch vereint.

Und nun möchte ich, dass du einen Moment innehältst, dass du deine Gedanken zur Ruhe bringst und denjenigen gedenkst, welche auf der Reise der kleinen Wolke gefallen sind. Gefallen wie kühle Regentropfen vom Himmel.

Erinnere dich gemeinsam mit mir an die Katzen, welche zu alt und schwach wahren, um den Clan auf seinem Weg in den Wald zu begleiten. Auf seiner letzten großen Reise hin zu einer neuen, einer alten Heimat. Katniss, Peeta, Rattenschweif - Der SternenClan hat sie nie aus dem Blick verloren. Uns wird sie letztendlich wieder mit ihren Liebsten vereinen.

Und erinnere dich an die Krieger, die im Kampf fielen; an Gefährten, Geschwister, Mütter, Väter. An die Jungen, welche zu früh von uns gingen. An die Anführer, die nicht nur ein Leben, sondern neun in den Dienst des Clans stellten. Erinnere dich gemeinsam mit mir an ihre Namen und Gesichter. Denn wenn wir uns nicht erinnern, wer tut es sonst? Erinnern wir uns, mein Zuhörer.

Erinnern wir uns gemeinsam mit Kokospfote an ihre Großeltern. Mit Erdklaue, Pandastreif, Silberflügel, Weißglanz und Federpfote an ihre Eltern. Erinnern wir uns an Katniss und Peeta.
Erinnern wir uns mit Falbenstern, Herzmaske, Taubenpfote, Wolkenpfote und Wolfspfote an Alphakralle.
Mit Honigglanz, Rehpfote, Kirschpfote, Flügelpfote, Lufthauch und Ampferschweif an Lichtbringer.
An Korallensplitter, Geisterklaue, Bernsteinglut, Grauregen, Lichtgeist und Otterfang.
Und an so viele mehr, die immer einen Platz im Herzen des WolkenClans haben werden.

…

Und nun, am Ende unserer Geschichte, wende deinen Blick gen Himmel. Schau hinauf, zu der kleinen weißen Wolke, die still vorüberzieht. Lass sie uns gemeinsam betrachten; wie die Zeit sie verformt, wie sie tausend Gestalten annimmt. Wie sie aufsteigt und fällt. Wie sie größer und kleiner wird. Und dann lerne von ihr, lerne aus der Vergangenheit. Lerne für die Zukunft.

…

Nun bist du schon eine Weile fort, mein liebster Zuhörer, deine Pfoten tragen dich über Gefilde, die weit von meinem kleinen Teich unter den Sternen entfernt sind. Jetzt, da kein Windhauch mehr durch die Gräser fährt und keine Blätter mehr rascheln, kann ich mich neben dem klaren Wasser einrollen und meinen müden Kopf auf ein Nest aus Moos betten. Bevor der Schlaf mich allerdings übermannt, wende ich den Blick hinauf zum Himmel, wo tausend Lichter miteinander um die Wette funkeln.
Und dort oben, zwischen den Sternen, erspähe ich dich, kleine Wolke.

Du hast beinahe unsichtbar angefangen - du warst kaum mehr als ein heller Streifen im Blau des Himmels. Du warst ein Gedanke inmitten des wirbelnden Ozeans. Du warst kurz vorm Ertrinken. Aber anstatt unterzugehen, bist du gewachsen. Anstatt einzuknicken, bist du stark geworden. Du hast gelernt zu überleben; mit den Winden zu ringen, den Donner zu bändigen, Schatten zu werfen und den Fluss der Zeit zu überstehen.
Also, kleine, kleine Wolke, sei stolz auf dich. Sei stolz, darauf, dass du allen Widrigkeiten getrotzt hast, aus allen Kämpfen erhobenen Hauptes hervorgegangen bist. Sei stolz auf alle Katzen, die sich unter deinem Banner vereint haben. Sei stolz, kleine Wolke. Sei stolz.

Und mit diesem Gedanken schließe ich meine glimmenden Mondaugen.