Mondblüte rief ihre Jungen wieder zusammen und die Truppe begab sich wieder in die Scheune zurück, sodass Jagdpfotes Job als Mitaufpasserin wohl beendet war. Lächelnd sah sie den kleinen Kätzchen nach, welche eigentlich gar nicht mehr so klein waren. Auch wirkten sie nicht mehr wie kugelrunde Fellkugeln, sondern entwickelten richtige Proportionen von Katzen. Und die Tatsache, dass Jagdpfote trotzdem etwa doppelt so groß wie die Jungen war, welche schon sechs Monde alt waren, verriet ihr, dass sie in der letzten Zeit auch gewachsen sein musste. Würde sie bald auch zur Kriegerin ernannt werden? Sie bildete sich kurz gedanklich ein, wie es war, ernannt zu werden, und das noch von ihrem Onkel, den sie bestimmt was den Kriegernamen anging bestechen könnte, denn er mochte sie, sie war ja neben Schwefeltanz der letzte Teil seiner Familie. Jagdsprung gefiel ihr, wobei Jagdwind auch fantastisch klingen würde. Ja, Jagdwind war, wenn sie jetzt so darüber nachdachte, sogar noch besser. Sie schnurrte, bevor sie bemerkte, wie sie auf der Stelle stand, auf den Boden starrend und wie ein Idiot grinsend. Sie rüttelte sich also selber aus den Gedanken und sah sich um, wobei ihr Blick den Wiesellaufs kreuzte. Sie sah zwei mal hin, bevor sie richtig wahr nahm, dass er sie ebenfalls beobachtete. Was? War das Wirklichkeit? Sie musste sich eingestehen, dass sie, auch wenn erst seit einem Tag, einen kleinen Crush auf ihn entwickelt hatte und bis jetzt hatte noch kein einziger ihrer Crush sie je wirklich beachtet. Erstrecht hatte niemand sie beobachtet. In ihrem Bauch kribbelte es und sie schnurrte noch lauter. Da es sehr windig war und sie noch immer am Ausgang der Scheune stand hatte er das hoffentlich nicht gehört; das wäre zu peinlich. Sie lächelte breit zurück, bevor er begann, sich zu putzen, wobei er .. ohh. Was sie sah, gefiel ihr. Sie stellte die Ohren auf und unbewusst kam ein etwas tieferes Schnurren als zuvor aus ihrer Kehle und zwischen ihren Hinterläufen kribbelte es. Wiesellauf war heiß. Und die Tatsache, dass er .. naja, dass er sie anscheinend irgendwie .. anzumachen versuchte, betörte sie. Das hatte noch kein Kater für sie getan, oder mit ihr getan. Sie überlegte ernsthaft, zu ihm rüber zu gehen, doch dann kam sein Bruder Meeresauge zu ihm und sprach ihn an. Jetzt wäre es zu peinlich, hin zu gehen. Sie kannte Meeresauge nicht wirklich persönlich, aber er war bestimmt nicht dumm und Jagdpfote hatte mit Wiesellauf offiziell nichts zu tun, also wäre es offensichtlich, dass, würde sie jetzt rüber gehen, sie was von ihm wollen würde. Und sie wollte sich nicht blamieren. Das Kribbeln in ihr wurde zu Hitze, aber die unangenehme Art von Hitze unter dem Pelz, die mit Scham verbunden war. Sie seufzte und ging zwar, jedoch nicht auf ihn zu, sondern in eine Ecke der Scheune, wo sie sich hinsetzte und, um beschäftigt zu wirken, so tat, als würde sie sich putzen, jedoch insgeheim ihren Blick ununterbrochen immer noch auf dem frisch ernannten Krieger geheftet hatte. Sprich' mich an. Sprich' mich an, bitte. Sprich' mich an, betete sie gedanklich, aber sie erwartete nicht viel, denn niemals hatte sie wahre Chancen mit den Katern gehabt, von denen sie geträumt hatte.

KREUZSTERN

Wow. Blättertraum gab eine kurze, knappe Antwort, die zwar einen bissigen Unterton mit sich trug, jedoch an sich nicht beleidigend war und sie akzeptierte, was man ihr vorschrieb. Nein, was man ihr sogar nur anbot, er hatte ihr ja sogar eine andere Möglichkeit offen gelassen neben der, die er bevorzugte. Er hatte sich gedanklich schon ein Gegenargument und etwas überlegt, mit dem er sie erneut zurecht weißen würde, das war jetzt aber nicht mehr nötig und es schlich sich sogar daher ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.
Gut. Er machte eine kurze Pause, bevor er ihr verkündete, was sie zu tun haben würde. Wie du sehen kannst ist das Lager noch nicht gut ausgebaut, weil wir erst seit Kurzem hier sind. Wir kamen noch nicht dazu, die Bauten strikt zu.. formen und voneinander abzutrennen, es ist ja noch eher ungeordnet und jeder schläft dort, wo er will. Auch wenn das keine rosige Tatsache war, war es für ihn nicht schlimm, das offen auszusprechen, denn Blättertraum war aus dem selben Clan wie er und für sie sollte es nichts Neues sein. Du wirst die Bauten abgrenzen. Du wirst Heu entsprechend als Polster verteilen, wo die Nester sein werden, suchst am Besten auch nach Kraut oder Ästen draußen, die sich als Trennwände eigenen. Und achte darauf, dass die jeweiligen Stuben nicht zu klein sind. Mir brauchst du vorerst keinen eigenen Bau bauen. Er hatte so lange wie jeder andere Krieger zwischen den anderen geschlafen, dass es ihm komisch vorkäme, jetzt wieder einen eigenen Bau zu haben. Vorerst würde er schauen, wie es so klappen würde.
Und du wirst diese Aufgabe erledigen. Du kannst dir zwar zum Beispiel zum Transportieren der Äste Hilfe suchen, aber wehe du scheuchst die Schüler für dich herum. Und du hast kein Recht, jemanden zu zwingen, dir zu helfen. Wenn jemand dir beistehen will, okay, auch wenn er bezweifelte, dass jemand ihr, wie sie jeden behandelte, freiwillig helfen würde, aber wenn nicht, dann musst du wohl alleine arbeiten und du zwingst niemanden. Ist das klar, Blättertraum? Die Strafe geht so lange, bis es relativ ordentlich hier aussieht. Also arbeite gut und genau, dann wirst du früher erlöst, als wenn du es nur nebenbei machst und schlecht arbeitest.

KREUZSTERN

Uuund da war sie wieder. Die typische Blättertraum, die einen bissigen Kommentar von sich gab, statt einfach hinzunehmen, dass sie sich etwas eingebockt hatte. Er antwortete auf ihre sarkastische Frage nicht, brachte ihr nur ein viel zu breites Lächeln entgegen, von dem jeder in hundert Fuchslängen Entfernung hätte sehen können, dass es gefälscht war wie nichts Zweites. Auch wenn es ihm irgendwie nicht gefiel, so zu denken, da Anführer nicht sich selber sondern den Clan an erste Stelle stehen sollten, aber er saß am längeren Hebel und Blättertraum konnte nichts gegen seinen Befehl und seine Strafe machen. Sie ging davon und nach nur kaum einer Sekunde sprach jemand Weiteres Kreuzstern an. Er wandte sich um und brachte ein Lächeln hervor, das zwar nicht ganz ehrlich war, da er immer noch wegen Blättertraum durch den Wind war, jedoch bei weitem nicht so fake war wie das was er eben dieser Kätzin gezeigt hatte. Es war Buntgesicht, der Streuner war nicht bei ihr. Sie erzählte ihm jedoch, dass er draußen vor der Scheune wartete und wie das Gespräch mit ihm ausgegangen war. Natürlich fand man nicht in jedem Fremden ein neues Clanmitglied, das zeigten ja Regen und Cloud, aber der Clan hatte nicht wirklich etwas zu verlieren, wenn er es trotzdem versuchte. Er hatte nur zu gewinnen. Und Buntgesicht schien einen Draht zu ihm gefunden gemusst zu haben, denn wie sonst hätte sie einen stummen Kater dazu gebracht, sich ihr .. naja, in gewisser Weise zu öffnen? Er wusste, dass er mit ihr eine gute Wahl getroffen hatte. Bärenstern, sein Vater, hätte eine so zarte und freundliche Kätzin niemals zur Stellvertreterin ernannt. Er vertraute nur seinen durch ihn erzogenen Söhnen, den Clan ebenfalls gut zu führen, und seine Erziehung war bei weitem nicht ... einfach gewesen. Er war streng gewesen. Nicht zu streng, sondern so streng, wie ein Vater es sich eben erlauben konnte, ohne in Kauf nehmen zu müssen, dass seine Inder ihn hassten. Jedenfalls hatte er diesen Weg der Strenge als den einzig Richtigen angesehen und nie hätte er zugelassen, dass jemand doch sehr friedliches wie Buntgesicht an die Macht in seinem Clan käme. Aber Kreuzstern war nicht Bärenstern und er wusste, wieso er sie gewählt hatte. Bärenstern, das erlaubte er sich zu sagen, hätte es nie geschafft, zu dem stummen Streuner eine Bindung zu finden. Er wäre vermutlich aggressiv geworden, weil ihm nicht geantwortet worden wäre. Aber Buntgesicht wusste, wie man mit Katzen umging und das war weitaus wichtiger als viele andere Eigenschaften. Kreuzstern schätzte sie und solche Momente wie jetzt machten ihm klar, wieso.
Kreuzstern nickte. Das ist gut und du kannst ihm gerne anbieten, einige Nächte bei uns zu bleiben und sich anzuschauen, wie alles hier abläuft. Du kannst jemanden suchen, der ihm alles an Traditionen erklärt, wie die Namenregeln oder die Großen Versammlungen, die Großen Versammlungen.. er wusste, dass es hier mehrere verschiedene Clans gab und er spielte noch immer mit dem Gedanken, den entsprechenden Treffpunkt zu suchen und ebenfalls mit dem WolkenClan zu erscheinen, aber es gab noch genug Zeit, darüber nachzudenken, oder du machst es selber, das lasse ich die offen. Seine stimme war weich und freundlich. Es war weniger ein Befehl wie der an Blättertraum vor einigen Minuten, sondern eine Bitte.
Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Kreuzstern in diesem Moment, dass viele Katzen so schienen, als würden sie sich gleich aufmachen wollen. Das war ungünstig, denn er hatte noch eine Verkündung zu machen. Monde waren vergangen, er hatte gar nicht mitbekommen wie schnell, und es waren viele Katzen in dem Alter und in der Lage, einen höheren Rang zu erhalten. Über die Mentoren hatte er sich auch schon Gedanken gemacht..
Er wollte die Versammlung jetzt schnell abhalten, bevor alle fort gegangen waren. Entschuldige mich bitte kurz, aber es scheint so, als wollen viele Katzen zu den Abendpatrouillen los oder aus anderen Gründen und ich halte jetzt lieber schnell die Ernennung der Jungen und Jagdpfotes und Falbenpfotes, bevor keiner mehr da ist. Tut mir leid, dich so schnell abspeißen zu müssen.. Er lächelte und seufzte entschuldigend, bevor er wieder auf den von ihm schon als sowas wie den Hochsprung angesehenen höchsten aller Heuballen sprang und seinen Blick über das Lager schweifen ließ. Ohne Zögern eröffnete er die Zeremonie. Katzen des WolkenClans, ich bitte euch, euch hier vor mir zu versammeln.