Es ist eine stürmische Winternacht vor dem 24. Dezember. Ein Tag, der für die Katzen des HöhlenClans keine besondere Bedeutung hat und wie jeder andere scheint. Sie kennen die Geschichten nicht, die kleinen Zweibeinerjungen vom Weihnachtsmann erzählt wird, und somit rechnete auch Kamillenpfote nicht damit, dass sie in dieser Nacht ein unglaubliches Abenteuer erleben würde.

Die junge Kätzin, die mittlerweile 8 Monde alt ist, ist noch genauso neugierig wie als Junges. Sie hängt jedoch nicht mehr so sehr an ihrer Mutter, wie noch vor einigen Monden. Neben ihrer Schwester hat sie bereits viele neue Bekanntschaften gemacht und eine davon ist von besonderer Bedeutung. Schwanenpfote, eine nahezu komplett weiße Kätzin mit einem silbrig-grauen Aalstrich, ist Kamillenpfotes beste Freundin geworden und gleichzeitig ihr größtes Vorbild. Die anmutige und stolze Kätzin war es auch, die Kamillenpfote den Floh ins Ohr gesetzt hat, in eben dieser stürmischen Nacht aus dem wohl behüteten Lager des HöhlenClans zu schleichen, um ein Abenteuer zu erleben.
Niemandem durfte Kamillenpfote von diesem geheimen Plan erzählen, noch nicht mal Sanddornpfote wusste Bescheid. Dementsprechend mulmig war der jungen Kätzin zu Mute, als sie sich Seite an Seite mit Schwanenpfote durch den heftigen Schneefall kämpfte und ihr geliebtes zu Hause hinter sich ließ.

Sie wusste weder, wohin Schwanenpfote wollte, noch woher sie den Weg kannte, den sie bestimmend vorgab. Schlimmer jedoch war, dass die Orientierung der jungen Katzen immer schlechter wurde und sie schon bald keine Ahnung mehr hatten, wo sie waren. Schwanenpfote, die sich die Unsicherheit nicht anmerken lassen wollte und erst recht nicht zugab, sich verlaufen zu haben, befahl Kamillenpfote an Ort und Stelle zu warten und wollte sich allein ein wenig umschauen. Und auch, wenn der jungen gefleckten Kätzin diese Anweisung so gar nicht zusagte, gab sie mal wieder nach und hörte auf ihre Freundin.
Die Zeit verging und während Kamillenpfote immer mehr fröstelte und kaum noch etwas erkennen konnte, hörte sie auf einmal ein klägliches Jammern. Natürlich ereilte sie sofort große Sorge um Schwanenpfote und sie zögerte nicht, dem Geräusch zu folgen. Die ältere Schülerin war eindeutig schon zu lange weg, so musste Kamillenpfote annehmen, dass ihr etwas zugestoßen war. Mutig und voller ungewohnter Entschlossenheit gepackt, schob sie sich also durch die Schneemassen, die ihr mittlerweile bis zu dem Bauch reichten, und versuchte ihre Freundin durch lautes Rufen ausfindig zu machen. Doch sie blieb wie vom Erdboden verschluckt und das Jammern blieb aus. Kamillenpfote überkam erneute Angst und Verzweiflung, wenn sie daran dachte, mutterseelenallein in einer fremden Gegend durch den Schnee zu stapfen. Sollte das hier etwa ihr Ende sein? Wie sollte sie zurück ins Lager kommen? Würde sie erfrieren? Und was würde mit Schwanenpfote geschehen, sollten sich die Freundinnen nicht wiederfinden?
Nun war es Kamillenpfote die laut anfing zu schluchzen und zu jammern. Allerdings nur so lange, bis sie ein lautes Rumpeln und darauf gefolgtes Fluchen hörte. Jetzt war sie ganz in der Nähe von dem Geräusch. War dort eine Katze? Etwa dieselbe, die vorhin gejammert hatte? Handelte es sich vielleicht sogar um Schwanenpfote?

Die junge Schülerin schaffte es nicht, einen spezifischen Geruch auszumachen, also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich anzuschleichen und nachzusehen, wer sich da hinter dem verschneiten Busch befand. Als sie sah, was sich hier mitten im Wald zwischen all den Bäumen befand, traute sie ihren Augen nicht. Ein komisches Gestell aus Holz steckte in einem großen Haufen Schnee und überall waren hübsche, glänzende Würfel, die an Zweibeinermüll erinnerten. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie, dass ein weißer Schwanz daraus hervor lugte und wild in der Luft umherpeitschte. „Schwanenpfote?“ War das wirklich ihre Freundin, die dort das fremde Objekt begutachtete? Nein! Ein fremder Katzenkopf erhob sich und stieß einen der Würfel hinunter. „Mist!“ fluchte der Unbekannte erneut und Kamillenpfote machte riesige Augen, als sie sah, welche Katze ihr aus funkelnden Augen da entgegen sah. „S-Santapfote?!“ rief sie mit ungläubiger, piepsiger Stimme und starrte den Kater mit seinem von Sternen übersäten Pelz ungläubig an. Dieser zog eine freche Grimasse und hüpfte vor ihre Pfoten. „Leider nein. Ich bin Wichtelpfote, Santapfotes jüngerer Bruder. Santapfote ist leider krank geworden und kann deshalb dieses Jahr keine Katzen beschenken. Naja und eigentlich sollte ich das an seiner Stelle übernehmen, aber du siehst ja… Vermutlich wird daraus nichts.“ Schief grinste der weiß besprenkelte Kater die junge Kätzin an und legte den Kopf schief. „Du bist doch Kamillenpfote, oder? Vielleicht kann ich dir wenigstens dein Geschenk mitgeben, auch, wenn du eigentlich nicht hier sein solltest… ganz allein außerhalb des Lagers!“ Peinlich berührt zog Kamillenpfote ihren Kopf ein und starrte betreten zu Boden. Sie hatte wirklich einen Fehler begangen und hätte sie gewusst, wie dieses Abenteuer endet, dann wäre sie sicher nicht mit Schwanenpfote aus dem Lager gegangen. Sie wollte ihren Fehler auch nicht leugnen und ein Geschenk hatte sie sich wohl wirklich nicht verdient. „Na na na, Kopf hoch! Ich bin immerhin genauso alt wie du und kein strenger Anführer.“ Der Kater lachte laut und schien wirklich nicht böse zu sein, bis ihm wieder einfiel, in was für einer Lage er sich hier befand. „Oh man, wenn die anderen erfahren, dass ich nicht eine einzige Katze beschenken konnte, dann werde ich nie die Nachfolge von Santapfote antreten können… Und alle werden traurig sein, dass sie keine Geschenke bekommen haben und nie mehr an die Existenz von Santapfote glauben.“ Betrübt kickte der junge Kater eines der Geschenke durch den Schnee, als Kamillenpfote die rettende Idee kam, um das Weihnachtsfest doch noch zu ermöglichen.

Und so führte eins zum anderen. Gemeinsam mit Wichtelpfote schaffte es Kamillenpfote den Schlitten vom Schnee zu befreien und alle verloren gegangenen Geschenke wieder zu finden. Sie konnten nicht nur alle Geschenke heimlich an die jungen Katzen des gesamten Waldes verteilen, sondern fanden auch Schwanenpfote wieder. Kamillenpfote musste hoch und heilig auf den SternenClan schwören und versprechen, dass sie niemandem von der Begegnung mit Wichtelpfote erzählte. Mit seiner Hilfe brachte sie sich und Schwanenpfote sicher ins Lager zurück, ohne dass ihre Freundin erahnen konnte, wem Kamillenpfote begegnet war.

Zum Sonnenaufgang des 24. Dezembers fanden schließlich alle jungen Katzen, die an Santapfote geglaubt und ihm ihren Wunsch geäußert hatten, eine Kleinigkeit in ihrem Nest, auf ihrer Jagd, zwischen den Kräutervorräten oder in anderen Verstecken. Und nur Kamillenpfote wusste, dass sie in diesem Jahr nicht nur Santapfote für seine Mühen danken sollte, sondern auch einem neuen Freund, der den Namen Wichtelpfote trug und ihr neben Gesundheit, Glück und Frieden für ihren Clan sicher auch das andere Geschenk in dem Busch zurück gelassen hatte, hinter dem sie ihn gefunden hatte.
Als sie an den wundersamen Ort während ihres Trainings zurückkehrte, waren Schlitten, Katze und Geschenke verschwunden, aber dafür hing eine kleine Zimtstange mit einer roten Schleife an einem verschneiten Ast und schien nur auf sie zu warten.

Ein wunderschönes Andenken an dieses rätselhafte Abenteuer von dem sie beinahe glaubte, es sei nur ein wunderschöner Traum gewesen