Mit jedem Wort schienen immer mehr Eiszapfen ins Herz zu treiben, es ohne große Probleme einfach zu zerreißen. Schon längst gebrochen, brannte der Brustkorb schmerzhaft vor lauter Schuldgefühlen, doch stellte ich mich jedem wütenden Ausbruch beinahe demütig. Zu sehr war ich mir meiner eigenen Schuld bewusst. Während Regensprenkel ihre Liebe verloren hatte, wuchsen unsere Jungen ohne Vaterfigur auf, wunderten sich vielleicht weshalb andere junge Katzen zwei Eltern besaßen. Aus seiner erzürnten Rede erschließend musste er verzweifelt versucht haben seine Mutter auf andere Gedanken zu bringen, ich rechnete schon mit vollkommener Verachtung, womöglich sogar Hass, doch laut Lichtjäger sollte ich aufhören und wieder ein richtiger Vater sein. Erst verwirrt, später allmählich realisierend blickte ich ihm einige Sekunden lang ins Gesicht, hörte noch das leise Maunzen. Nein, die Vergangenheit war geschehen, die glücklichen Zeiten schon längst zerbrochen und trotzdem wandte sich Lichtjäger nicht vollkommen von mir ab, zumindest ließ sein Tonfall ähnliches vermuten, nie hatte er die Vorzüge eines Vaters genießen dürfen. Schaudernd versuchte ich mein gesträubtes Fell irgendwie glatt zu schütteln, wusste im Moment gar nicht wie ich solch ein gnädiges Verhalten überhaupt kompensieren durfte. Was überhaupt konnte ich mir derzeit erlauben? Vergebung hatte ich schlichtweg nicht verdient.
Trotz allem stand dort dieser schlanke, durchtrainierte Kater, sah trotz seiner giftigen Worte anscheinend noch genug in mir, doch auch hier nahm ich die Warnung äußerst klar war. Keinen einzigen Tag wollte ich mehr egoistisch verbringen, sondern wenigstens jetzt Rückgrat beweisen und meine ekelhaften Fehler wiedergutmachen.  Reue schimmerte in metallblauen Augen, was ich fühlte, meinte ich auch ernst. Zumindest habe ich es zu seiner Kriegerzeremonie geschafft, jedoch sei noch einiges nachzuholen, das ich dementsprechend viel verpasst hatte stand sichtlich außer Frage. Mit leicht schwingendem Schweif gab ich ein kaum merkbares Nicken von mir und erstarrte als seine Nase meine Wange berührte. Kurzzeitig beide Augen geschlossen atmete ich leise aus. Ich habe euch mit keiner Krallenspitze verdient… „Ich kann deine Wut nachvollziehen, ich habe viele Fehler begangen und damit euch, meine eigene Familie, Schmerz zugefügt. So bin ich mit dem Wissen hergekommen verstoßen zu werden, eigentlich hätte ich das auch verdient, aber ich verspreche an mir zu arbeiten und dir, sowie deinen Geschwistern ein Vater zu sein, auf den man vielleicht irgendwann wieder stolz sein kann…“ Kurz hielt ich inne, schluckte hart und grub ihm ebenfalls fester die Schnauze ins Nackenfell.
„Eine Entschuldigung wird niemals reichen was ich euch angetan habe, das ist mir jetzt im Nachhinein klar geworden. Ich werde nun Taten sprechen lassen und mir euer Vertrauen wieder erarbeiten, koste es was es wolle, auch wenn ich dir lange kein Vater sein konnte…möchte ich sagen, dass ich unglaublich stolz auf dich bin, du hast Stärke bewiesen und meine Position übernommen als ich Schwachkopf einfach verschwunden bin, in der Hinsicht wesentlich erwachsener als ich…, nimm dir bitte an mir nie ein Vorbild, das ist meine einzige Bitte solltest du später eine Familie gründen. Ich hab dich lieb…“, murmelte ich leise vor mich hin, gewisse Bitterkeit in meiner Stimme. Im Augenblick gefangen sah ich das andere Weibchen erst Momente später, ihr Pelz weckte ebenfalls Erinnerungen. Als sich mich schließlich mit Papa ansprach heftete sich mein wehmütiger Blick an ihr hübsches Gesicht. Mondjunges… „Ja ich bin es. Du bist genauso groß geworden wie Lichtjäger und wie schön du bist…, dir schulde ich ebenfalls eine Entschuldigung, für mein feiges Verschwinden, dafür das du ohne Vater aufwachsen musstest, ich kann verstehen solltest du mich nicht hier haben wollen, du hast allen Grund dazu, keine Worte der Welt können meine Reue so ausdrücken wie ich es gerne möchte…“ Ob sie wohl meinen Worten Gehör schenkte? Seufzend ging ich einige Schritte auf sie zu, wahrte dennoch gebührend Abstand. Niemanden wollte ich mein unverhofftes Auftreten mehr aufzwingen, von zwei war ich bereits akzeptiert worden, aber nicht jeder handelte gleich.